Ein musikalischer Melancholiker
Dabu Fantastic aus Uster legt ein neues Album vor. «Disco Titanic» ist Crossover-Sound vom Feinsten, die Texte sind aus dem Leben gegriffen.
Von Andreas Leisi Uster – «Über Dinge, die ich von aussen betrachte, rappe ich, über Persönliches kann ich nur singen.» Damit erklärt der 31-jährige Ustermer Musiker David Bucher alias Dabu Fantastic den Inhalt seiner neusten CD «Disco Titanic», hinter der hauptsächlich er und der Dürntner Andreas Christen alias Arts stehen. Denn «Disco Titanic» stellt für die beiden, die seit über zehn Jahren rappend durchs Land ziehen, eine musikalische Überraschung dar. Wenig ist da zu hören von ewig gleichen Minimal Beats, vollmundigem Textmaterial oder einer coolen Rap-Attitüde. Ganz im Gegenteil: Da singt und spricht ein melancholischer Mann von seiner Verletzlichkeit, seinen Träumen und seinem ganz persönlichen «Chercher la Femme». Damen und die Beziehungen zu ihnen sind ohnehin der Fixpunkt des neuen Albums. «Kein erfundenes Zeugs» «Ich wollte wahre Geschichten erzählen, denn die Menschen, die meine CD kaufen, haben ein Recht darauf. Ich will sie nicht mit erfundenem Zeugs abspeisen, wo ich möglichst toll dastehe.» Für seine aktuelle Freundin und für seine vergangene, langjährige Beziehung sei es sicher nicht einfach, dass er seine Träume und Erfahrungen öffentlich macht. «Aber das müssen sie halt aushalten», sagt der Musiker. Was «Disco Titanic» aber hauptsächlich von Dabus Vorgängeralben «Agglo Disco» (2009) und «Discochugle» (2010) unterscheidet, ist der Melodienreichtum und der konsequente Mix mit anderen Stilen wie Rap, Funk, Pop oder Rock. Zudem verzichten die Macher auf Loops oder Samples; alle Songs sind mit Gitarren, Keyboard, Bass, Schlagzeug und echten Bläsersätzen eingespielt. «Die Unmittelbarkeit, die durch die Band entsteht, passt zum Inhalt des Albums», sagt Bucher. Vorbilder aus der Schweiz Bucher ist sich auch nicht zu schade, für den harmonischen Teil des Albums musikalische Vorbilder zu nennen: Patent Ochsner, Züri West oder Jan Delay. Besonders Erstgenannte sind in einigen Arrangements auszumachen, auch wenn die Komplexität der Berner nicht erreicht wird und dies vielleicht gar nicht erwünscht ist. Viele Harmonien kontrastieren perfekt mit dem gesungenen Textinhalt und schwören eine klar definierte Stimmung herbei – was kann man von Musik mehr erwarten? Als Gastmusiker tritt Stipe Svalina alias Skibe im Song «Rolf Knie» auf. «Er ist einer meiner ältesten Freunde, der wie ich manchmal der Melancholie verfällt», sagt Dabu. Der Freestyler und Mitbetreiber des Bubiker Rampe Clubs beschwört zusammen mit Dabu in Textzeilen wie «Debii isch, was gsii isch, nüt gsii, wie s gsii isch» oder «De Sunntig vergeit übernächtigt und ich gspüür dich scho under de Decki» dieses Gefühl der Melancholie, das manchmal auch als kleiner Bruder der Traurigkeit bezeichnet wird. Der Songtitel bezieht sich auf einen bekannten Spruch, den auch Züri West schon bemühten: «Sich lieber von der Nacht zeichnen, als von Rolf Knie malen lassen.» Auf dem neuen Album hat es aber auch Songs, welche die Hüften zum Schwingen bringen und wahres Hitpotenzial haben. «Irgendwo» hat einen Funksound, der jede Lethargie verscheucht. Und «Coffee» wäre ein perfekter Sommerhit für die Stadt Zürich – so viel oberflächliche Leichtigkeit war schon lange nicht mehr in einem Schweizer Song anzutreffen. «Bei der Albumtaufe in Bubikon spielen wir ein neunzigminütiges Set, vor allem mit Tanzbarem, es soll eine tolle Party werden», sagt Bucher. «Dabei werden auch alte Rapperfreunde von früher mit uns auftreten.» Subventionen von der Stadt Und Dabu Bucher, der nebenbei als Sekundarlehrer arbeitet, will mit seinem musikalischen Partner Arts weitermachen. Auch weil das aktuelle Album so gut ankommt, er mittlerweile Subventionen – unter anderem von der Stadt Uster – erhält und die Konzertanfragen aus der ganzen Schweiz reinkommen. Konzert mit Dabu Fantastic am Freitag, 9. Dezember, ab 22.45 Uhr im Rampe Club Bubikon. Tickets nur an der Abendkasse. Dabu Fantastic wurde «DRS 3 Best Talent» vom November 2011. Der Sender spielt seine beiden Songs «Sunne» und «Du bisch so» regelmässig. In der Begründung führt der nationale Sender aus: «Mit Rap aus dem Zürcher Oberland, statt aus der Grossstadt, mit richtigen Instrumenten, statt mit Loops und Samples. Auf dem Album ‹Disco Titanic› hört man eine ganze Band, dafür nicht mehr viel vom Hip-Hop». DRS 3 hat mit «Best Talent» im letzten Jahr einen neuen Preis zur Förderung Schweizer Musiktalente eingeführt. Monatlich wird eine junge Schweizer Band oder ein junger Einzelmusiker zum «Best Talent» gekürt. Aus den zwölf Auserwählten dürfen drei Künstler das Finale bestreiten. Diese treten an den nächsten Swiss Music Awards gegeneinander an und der Gewinner erhält den Titel «DRS 3 Best Talent national» und ein Preisgeld von 10 000 Franken. (TA) Dabu Fantastic wurde «DRS 3 Best Talent» vom November 2011. Der Sender spielt seine beiden Songs «Sunne» und «Du bisch so» regelmässig. In der Begründung führt der nationale Sender aus: «Mit Rap aus dem Zürcher Oberland statt aus der Grossstadt, mit richtigen Instrumenten statt mit Loops und Samples. Auf dem Album ‹Disco Titanic› hört man eine ganze Band, dafür nicht mehr viel vom Hip-Hop.» DRS 3 hat mit «Best Talent» im letzten Jahr einen neuen Preis zur Förderung Schweizer Musiktalente eingeführt. Monatlich wird eine junge Schweizer Band oder ein junger Einzelmusiker zum «Best Talent» gekürt. Aus den zwölf Auserwählten dürfen drei Künstler den Final bestreiten. Diese treten an den nächsten Swiss Music Awards gegeneinander an, und der Gewinner erhält den Titel «DRS 3 Best Talent national» und ein Preisgeld von 10 000 Franken. (TA) «Ich will wahre Geschichten erzählen. Die Käufer meiner CD und meine Fans haben ein Recht darauf.» Dabu Fantastic David Bucher alias Dabu Fantastic kehrt sein Innerstes nach aussen: «Das muss meine Freundin aushalten.» Foto: PD
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch