ZoomEin Meer mitten in der Wüste
Der Berner Fotograf Marco Zanoni blickt hinter die Plastikplanen des grössten Gemüsegartens Europas.

Jeden Morgen stehen sie am Kreisel und warten. Dann kommen die Pick-ups. Ein paar der Arbeiterinnen und Arbeiter, oft aus Afrika, dürfen aufsteigen. Sie werden den Rest des Tages unter Plastikplanen in einem der Gewächshäuser Tomaten, Peperoni oder Auberginen pflücken. Und dafür pro Stunde vielleicht fünf Euro bekommen.


Die andalusische Provinz Almería ist der Gemüsegarten Europas. Wenn bei uns die ersten Schneeflocken fallen, herrschen dort noch immer um die 20 Grad. Etwa vor 50 Jahren begannen in diesem idealen Mikroklima zwischen Küste und der Wüste Sierra Nevada die ersten Kleinbauern, Felder anzulegen und sie mit Plastikplanen gegen den Wind zu schützen. Heute ist die Fläche etwa so gross wie der Kanton Schaffhausen, das Plastikmeer kann man mittlerweile sogar vom Weltall aus sehen – und es wächst stetig weiter.


«Das Ausmass ist überwältigend», sagt der Berner Fotograf Marco Zanoni, der im September eine Woche lang in Almería fotografiert hat und dabei weniger auf das Gemüse als vielmehr auf die Landschaft und die Menschen fokussiert hat. Umweltverschmutzung, Wassermangel, prekäre Arbeitsbedingungen: In Almería spiegeln sich die Auswirkungen unserer gewinnorientierten Gesellschaft.






«Die Wasserknappheit hat aber auch zu positiven Entwicklungen beigetragen», so Zanoni. So investieren viele Gemüsebauern in wassersparende Tröpfchenbewässerungssysteme.
Entstanden ist seine Reportage im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts «Und jetzt?» der Fotoagentur Lunax, welches den Klimawandel aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Bei Zanoni sind es Plastikfetzen, die sich in Kakteen verfangen, Arbeiter, die auf den Dächern der Gewächshäuser balancieren wie Tänzer, Menschen, die aus Plastikresten Häuser bauen. Seine Bilder kommen den Menschen nah, ohne ihnen zu nahe zu treten, er dokumentiert die Vielschichtigkeit eines Umweltproblems, mit dem wir spätestens vor dem Gemüseregal alle konfrontiert werden.



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