Ein Mann, der für sein Dorf lebt
Rudolf Reusser ist ein Unterlangenegger durch und durch. Für den Gemeindepräsidenten gibt es nichts Befriedigenderes, als sich für sein Dorf zu engagieren. Das wird er auch nach seinem Rücktritt tun.

Der Start war nicht einfach. Als Rudolf Reusser (60) vor acht Jahren zum Gemeindepräsidenten gewählt wurde, war gerade das erste Projekt für das Oberstufenzentrum in Unterlangenegg von den Bürgern im rechten Zulgtal bachab geschickt worden. «Ich habe einen Scherbenhaufen übernommen», erinnert sich Reusser. Alle verkrochen sich in die Schützengräben, setzten den Stahlhelm auf und versorgten ihre Wunden. Nicht so Rudolf Reusser.
«Ich spürte, dass es an uns Unterlangeneggern war, voranzugehen.» Und so setzte er sich an vorderster Front dafür ein, dass nicht unnötig Zeit verstrich. «Es brauchte Zeit und Fingerspitzengefühl, aber schliesslich gelang es uns, die Lösung fürs fehlende Land zu präsentieren», erinnert sich Reusser. Ab dann zogen alle sechs Gemeinden wieder an einem Strick. Etwas, das Reusser immer wichtig war. Auch im Unterlangenegger Gemeinderat.
«Ich wollte nicht, dass jemand im Ärger nach Hause geht.»
«Wir haben manchmal hart in der Sache gestritten, aber beim Rausgehen habe ich jedem Gemeinderat die Hand gegeben und ihm in die Augen geschaut», sagt Reusser. «Ich wollte nicht, dass jemand im Ärger nach Hause geht.» Kollegialität, das sei für ihn nicht eine Worthülse. «Ich hatte das Glück, dass wir sie in unserem Gemeinderat immer gelebt haben.»
Das Miteinander war ihm wichtig, das Miteinander ist ihm auch in Zukunft wichtig. Zu sehr liebt er sein Dorf, in dem er seit nun sechzig Jahren lebt, als dass ihm Streit unter den Menschen nichts ausmachen würde. «Ich will, dass es die Unterlangenegger untereinander gut haben», sagt Reusser.
Wink des Schicksals hielt ihn in Unterlangenegg
Dass es Reusser zeitlebens nicht aus dem Moos in Unterlangenegg weggezogen hat, ist einem Wink des Schicksals geschuldet. Als er 18 Jahre alt war, starb sein Vater. Die Zukunft des Hofs war ungewiss. Um einen Verkauf zu verhindern, übernahm Reusser die grosse Verantwortung. Und er hat es nie bereut. «Es gab auch schwierige Zeiten, aber es hat sich gelohnt.» Nicht ohne Stolz erzählt er von seinen vier Kindern. Der älteste Sohn wird den Betrieb weiterführen. «Was will ich mehr?», sagt Reusser in der ihm ureigenen Gelassenheit.
Verantwortung, davor hat sich Reusser nie gedrückt. So hat er sich in der Feuerwehr engagiert, sass in der Schulkommission und insgesamt sechzehn Jahre im Gemeinderat. An 230 Sitzungen des Rates nahm er teil, behandelte dabei 2800 Geschäfte. Vieles hat er bewirken können, «gemeinsam mit meinen Kollegen», sagt Reusser. Das Oberstufenzentrum tut ebenso seinen Dienst wie das neue Feuerwehrmagazin, und die Überbauung im Gebiet Hänni sichert der Gemeinde die Zukunft.
Überall hatte Reusser seine Hände mit im Spiel. Und vielleicht hat es gerade damit zu tun, dass die Dinge ein gutes Ende nahmen. Aber er hatte auch Niederlagen einzustecken. Nur zu gerne hätte er alle Liegenschaften im Gebiet Bruch mit einer Fahrstrasse erschlossen. «Ich finde, in der heutigen Zeit ist dies angebracht.» Ein Landbesitzer stellte sich jedoch quer und brachte das Projekt zum Scheitern. Von einer Landenteignung wollte Reusser aber nichts wissen, nur um seinen Willen durchzudrücken.
«So etwas reisst unnötig Gräben auf.» Manchmal brauche es Zeit, bis etwas in den Köpfen reife, sagt Reusser leicht philosophisch. So wie eine Fusion im rechten Zulgtal, schlägt er gekonnt den Bogen. «Ich bin sicher, dass wir in ein paar Jahren wieder darüber reden. Um uns Gehör zu verschaffen, braucht es ein grösseres Gebilde.» Angst vor Neuem sei ein schlechter Wegbegleiter. «Wir sind wer und wollen unsere Zukunft mitbestimmen.»
Am Jasstisch oder dochim Probekeller?
In den letzten Monaten hat Reusser gespürt, dass es an der Zeit ist, neuen Kräften Platz zu machen. «Ich will kein Sesselkleber sein», sagt er. Er will sich künftig wieder vermehrt Dingen widmen, die in den letzten Jahren zu kurz gekommen sind: dem Schiessen, dem Jassen und auch dem Singen. Sollte sein Rat gefragt sein, weiss sein Nachfolger Michael Graf, wo er Rudolf Reusser finden kann – im Moos, dem «schönsten Ort auf dieser Welt».
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