Deutsche Ukraine-Debatte erklärtEin Land, voll von Atomkriegsexperten und «Lumpen-Pazifisten»
Unter deutschen Intellektuellen eskaliert der Streit über den Ukraine-Krieg. Jede und jeder glaubt besser zu wissen, wie man mit Putin verhandelt und ob man Waffen liefern soll. Eine Übersicht.

Zwei offene Briefe und ein langer Artikel des Philosophen Jürgen Habermas haben in Deutschland eine heftige Debatte um den russischen Angriff auf die Ukraine und um die angemessene Reaktion des Westens provoziert. Die folgende Übersicht, die sich vor allem auf Wortmeldungen in der gedruckten Presse stützt, gibt die Positionen in dieser Auseinandersetzung wieder – ohne den Anspruch zu erheben, alle Argumente zu berücksichtigen.
Wer hat sich wo geäussert?
Ein mit «Krieg und Empörung» betitelter Beitrag des 92-jährigen Philosophen Jürgen Habermas in der «Süddeutschen Zeitung» vom 28. April.
Ein von der Feministin und Publizistin Alice Schwarzer initiierter, zunächst von 28 Intellektuellen unterschriebener offener Brief an den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz. Publiziert wurde er am 29. April in der Zeitschrift «Emma». Bekannte Unterzeichner sind: Alice Schwarzer, Svenja Flasspöhler (Philosophin), Alexander Kluge (Intellektueller), Dieter Nuhr und Gerhard Polt (Kabarettisten), Juli Zeh (Schriftstellerin), Martin Walser (Schriftsteller), Ranga Yogeshwar (Wissenschaftsjournalist), Reinhard Mey (Musiker), Antje Vollmer (Theologin und grüne Politikerin). Bis heute haben sich ihnen rund 270’000 Personen angeschlossen.
Ein «Gegenbrief», aufgesetzt vom Publizisten Ralf Fücks, ebenfalls an Scholz gerichtet. Publiziert in der «Zeit» vom 4. Mai. Unterzeichnet unter anderem von: Daniel Kehlmann, Maxim Biller, Wladimir Kaminer (Schriftsteller), Herta Müller (Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin), Gerhart Baum (ehemaliger Innenminister), Mathias Döpfner (Verleger), Gerd Koenen (Publizist), Igor Levit (Pianist), Armin Nassehi (Soziologe), Deniz Yücel (Journalist). Insgesamt haben den Brief 67’000 Personen unterschrieben.