Ein Herz für alte Häuser
Die letztes Jahr angekündigten Wohnblocks kommen später. In einem ersten Schritt will die Stiftung Lebensart das als erhaltenswert eingestufte Lauterburg-Areal umnutzen. Die Pläne liegen auf.

Eine neue Gärtnerei, eine Markthalle mit Bistro, ein Eventraum, Wohnungen und ein Ärztezentrum. All das will die Stiftung Lebensart in Bärau auf dem Lauterburg-Areal realisieren.
Die beiden Fabrikgebäude – im einen war einst die Leinenweberei, im andern die Zettlerei untergebracht – werden aber nicht verschwinden. Sie gelten genauso wie das Pförtnerhaus nahe der Kantonsstrasse und das hinter den einstigen Fabriken versteckte Maschinenhaus gemäss dem kantonalen Bauinventar als erhaltenswert. Denn als «eine der grössten Anlagen aus der frühindustriellen Epoche im Emmental» komme dieser eine besondere Bedeutung zu, schreiben die Denkmalschützer im Inventar.
Bistro am Kanal
Die Stiftung wird ihre Pläne also in den bestehenden Häusern realisieren. Abreissen wird sie hingegen gewisse Anbauten und Zwischentrakte, die später hinzukamen und heute den Blick auf den ursprünglichen Baustil der um 1900 entstandenen Gebäuden trüben.
Das Projekt sei denn auch in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege entstanden, sagt Daniel Hodel, Projektleiter Arealentwicklung der Stiftung Lebensart. Er freut sich, wenn das Scheddach der ehemaligen Leinenweberei wieder sichtbar wird.
Die beiden Fabrikgebäude gelten gemäss dem kantonalen Bauinventar als erhaltenswert.
In einem Teil dieses lang gezogenen Gebäudes wird die Markthalle entstehen: ein hoher, offener Raum mit sichtbaren Stützen. Unmittelbar angrenzend wird ein Bistro auf der der Strasse abgewandten Seite zum Verweilen einladen. Seine Glasfront wird den Blick freigeben auf einen Vorplatz im Bereich des Kanals, mit dessen Wasser die Kraftwerke Bärau AG Strom produziert.
Ennet des Kanals kommt die Gärtnerei zu stehen, deren Erzeugnisse wie weitere Lebensart-Produkte dereinst in der Markthalle zum Verkauf angeboten werden.
Kündigungen per Mitte Jahr
Die mechanische Anlehr- und Dauerwerkstätte der BWO bleibt in der Weberei. Alle andern Mieter – zumeist kleine Einzelfirmen, die die Räume vorab zum Lagern brauchten – erhielten auf Mitte Jahr die Kündigung. Die meisten hätten eine Lösung gefunden, sagt Projektleiter Hodel.
Etwas komplizierter wird es für die Bolliger CNC GmbH, die fünf Arbeitsplätze anbietet und schwere Maschinen anderswo unterzubringen hat. Sie will selber bauen. «Wir passen unser Bauprogramm an», so Hodel. Die Stiftung wird somit nicht zuerst mit dem Abbruch des Anbaus beginnen, der zwischen der Weberei und der Zettlerei steht.
Nur bedingt zonenkonform
In der Zettlerei, dem quer zur Strasse stehenden dekorativen Bau im Heimatstil, soll im Erdgeschoss ein Mehrzweckraum entstehen, den die Stiftung für eigene Veranstaltungen nutzen, aber auch vermieten will. Im Obergeschoss sind Räume für «medizinische und paramedizinische Dienstleistungen» geplant. Dort wird also eines der zwei in Langnau geplanten Ärztezentren realisiert.
Im Obergeschoss wird also eines der zwei in Langnau geplanten Ärztezentren realisiert.
Das Dachgeschoss wird in Wohnraum umgebaut, sodass die Stiftung hier betreutes Wohnen wird anbieten können. Das entspricht dem Zweck des Heimbetriebs. Beim Ärztezentrum ist das nur der Fall, wenn sich die Patienten vorab aus Lebensart-Bewohnern zusammensetzen. Andernfalls wäre es nicht zonenkonform, weshalb die Stiftung das Gesuch um eine Ausnahmebewilligung stellte.
Dienstleistungen für jeden
Die Stiftung hat aber ohnehin eine Zonenplanänderung beantragt. Heute liegt das Gebiet, in dem sie in den nächsten Jahren noch viel mehr bauen will, in einer Zone für öffentlichen Nutzung. Angebote, die nicht direkt mit dem Zweck des Heimbetriebs übereinstimmen, sind darin nicht erlaubt. Doch die Stiftung möchte in späteren Etappen auf dem heutigen grossen Parkplatz Wohnungen schaffen.

Es sind zwar Wohnungen mit Dienstleistungen geplant, doch wolle man diese nicht ausschliesslich an Menschen mit Beeinträchtigungen oder Betagte vermieten, sondern je nach Bedarf an jedermann, sagt Daniel Hodel. Damit das bewilligungsfähig wird, muss erst die baurechtliche Grundordnung der Gemeinde angepasst werden. Im August werde die öffentliche Mitwirkung stattfinden.
Laut Hodel wird die Stiftung ihr Lebensart-Fest vom 19. August dafür nutzen, die Bevölkerung über ihre weiter gehenden Pläne zu informieren.
Teure Umbauten
Gegenwärtig geht es lediglich darum, die erhaltenswerten Gebäude umzunutzen. Das aktuell publizierte Bauprojekt trage zu einer Aufwertung des kulturhistorischen Erbes bei, ist Hodel überzeugt. Das lässt sich die Stiftung Lebensart gemäss dem Baugesuch 14,6 Millionen Franken kosten.
«Möglicherweise wird das Lauterburg-Areal zu seinem späteren Zeitpunkt im Bauinventar von erhaltens- auf schützenswert hochgestuft», fügt der Projektleiter hinzu. «Dann müsste die Denkmalpflege bei künftigen Umbauten auch einen finanziellen Beitrag leisten.»
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