Ein Heimkehrer und ein «Krach»
Als Bundesrat Moritz Leuenberger die 1.-August-Rede in seiner Heimatgemeinde Rohrbach abhielt – und Huttwil seine Feier vorziehen wollte.

Der Nationalfeiertag steht unmittelbar bevor. Vor 20 Jahren war der 1. August in dieser Zeitung im Vorfeld gleich zweimal Thema. Am 29. Juli hiess es im Titel: «Für Rohrbach unterbricht er seine Ferien». Gemeint war Bundesrat Moritz Leuenberger, der als prominenter Redner in Rohrbach zu Gast sein sollte. Speziell: Leuenberger feierte den Geburtstag der Schweiz somit in seiner Heimatgemeinde.
Aus dem Bericht geht hervor, dass «Dr Moritz» damit ein Versprechen an Rosalie Zaugg-Leuenberger einlöste, die Cousine seines Vaters. Die Rede werde sicher keine «Lobhudlete» geben, war sie damals überzeugt. «Moritz wählt seine Worte mit Bedacht.» Und «e chli chribelig» sei sie schon, gestand die damals 84-Jährige. «Ich sehe ihn ja nicht alle Tage.»
Wie und wann der hohe Gast in Rohrbach ankommen würde, das wusste der damalige Gemeindepräsident Fritz Müller zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht: Man wisse nur, dass er kommt und wann er sprechen wird. «Alles andere ist wohl Staatsgeheimnis», vermutete Müller.
Karl Schwaar, der die Aussenbeziehungen von Moritz Leuenberger koordinierte, meinte: «Wir dürfen aus Sicherheitsgründen nicht bekannt geben, wann Bundesrat Leuenberger in Rohrbach ankommt und ob er mit der Limousine oder privat reist.» Die Anfrage aus der Oberaargauer Gemeinde war laut Schwaar die einzige. Es sei sowieso nicht üblich, dass Bundesräte 1.-August-Reden halten würden. Doch wegen der engen Beziehung zu Rohrbach und aus Anlass des 150-Jahr-Jubiläums der Schweiz habe Leuenberger spontan zugesagt – er werde für Rohrbach sogar seine Ferien unterbrechen.
Der Anlass selbst war gut besucht: «So viele Menschen waren noch nie an einer Bundesfeier hier in Rohrbach», liess sich der Gemeindepräsident in der Ausgabe vom 3. August zitieren. Und Grosstante Rosalie Zaugg-Leuenberger liess verlauten, dass sie ja immer gesagt habe, dass «dr Moritz» ein ausgezeichneter Redner sei. Einziger Wermutstropfen: Wegen des Regens hatte die Feier in die Turnhalle gezügelt werden müssen.
Traditionsbewusste Huttwiler
Am 30. Juli wiederum war in dieser Zeitung von «Huttwils Krach um 1. August» zu lesen. Dabei ging es um die Tatsache, dass der Nationalfeiertag bereits am 31. Juli und nicht am 1. August abgehalten werden sollte – zumindest in Huttwil.
Doch die Polizeikommission, welche diese Datumswahl auf Wunsch des Bundesfeierkomitees traf, hatte die Rechnung ohne die traditionsbewusste Bevölkerung gemacht. Kaum wurde nämlich der Entscheid bekannt, füllten sich die Leserbriefspalten des lokalen «Unter-Emmentalers». Dort war etwa zu lesen: «Der Osterhase kommt dieses Jahr zur Fasnachtszeit, weil er dem närrischen Treiben auch einmal zusehen will.»
Mit solchen heftigen Reaktionen hatte man bei der Polizeikommission nicht gerechnet. Deren Präsidentin, SVP-Gemeinderätin Marianne Sommer, wurde vor allem von der Kritik von Gemeindepräsident und FDP-Grossrat Jürg Schürch «besonders hart getroffen». Dieser fand die Entscheidung, dass bereits am 31. Juli gefeiert wird, «bireweich». In einem Leserbrief sprach «ein besorgter Gemeindepräsident» von «fadenscheinigen Argumenten», die die Polizeikommission zu ihrem Entscheid bewogen hätten.
Die Geschichte mit der 1.-August-Feier vom 31. Juli 1998 wurde im darauf folgenden Jahr sogar an der Huttwiler Fasnacht aufgegriffen. Wobei es zu erwähnen gilt, dass Huttwil natürlich nicht die einzige Gemeinde in der Region blieb, welche ihre Feierlichkeiten um einen Tag vorverlegte. Gefeiert wird in Huttwil in diesem Jahr übrigens ganz traditionell: am 1. August.
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