Ein Hecht badete in der Menge, der Alpentainer brachte den Platz zum Bersten
Perfektes Wetter, eine friedliche Stimmung und Künstler, die ihrem Namen gerecht wurden: Das Thunfest 2016 war durch und durch ein Erfolg. Am Samstagabend lockten vor allem Hecht und Trauffer die Massen auf den Rathausplatz.
Petrus hat es wahrlich gut gemeint mit den Organisatoren des diesjährigen Thunfests. Bereits am Freitag hatte er pünktlich zum Auftakt des dreitägigen Grossanlasses die Wolken aus dem Weg geräumt. Zusammen mit den Auftritten von Veronica Fusaro, Halunke oder Red Shoes war es ein Auftakt nach Mass. Im selben Stil ging es dann am Samstag weiter. Am späten Nachmittag waren die Temperaturen geradezu perfekt, kein Grad zu kalt oder zu heiss, und wer dennoch ins Schwitzen kam, freute sich bestimmt über die milde Brise, die immer wieder sanft durch die Innenstadt wehte.
Das perfekte Wetter schien sich auch auf die Stimmung der bereits zahlreich anwesenden Besucherinnen und Besucher des Thunfests zu übertragen. Noch weit entfernt vom Partymodus schlenderte das Volk gemütlich durch die Gassen, gönnte sich ein Eis oder ein kaltes Getränk. Es liess sich erst erahnen, dass dies wahrscheinlich die Ruhe vor dem Sturm sein sollte.
Beschauliche Betriebsamkeit liess sich auch auf dem Aarefeldplatz, der sogenannten Familienzone, beobachten. Bereits die Jüngsten versuchten sich auf dem Pumptrack und legten sich dabei oft gekonnter in die Steilkurven als ihre erwachsenen Begleiter. Wer anstatt buckeliger Fahrradparcours lieber hohe Wände erklettere, brauchte sich ein paar Meter weiter bloss einen Klettergurt umzuschnallen. Mancher Dreikäsehoch kannte keine Höhenangst und genoss nach dem Erklimmen des Kletterturms eine etwas andere Aussicht auf den Bahnhofplatz. Doch nicht nur die Wagemutigen, auch die Geniesser von Unterhaltung kamen auf dem Aarefeldplatz auf ihre Kosten.
Aber nicht nur da, auch im Bälliz legte sich das perfekte Wetter wie süsse Zuckerwatte auf das Geschehen und liess den im Keim entstehenden Rummel wie in Zeitlupe ablaufen. Keine Spur von Hektik, keine Anflüge von Gekeife. Die Stimmung war so friedlich, man begann mit dem Blick durch die getönte Sonnenbrille hindurch zu fantasieren, ob es an Woodstock wohl auch so war. Und als ob die Organisatoren das Wetterglück vorhergesehen hätten, passten auch die auftretenden Künstler am Vorabend perfekt zur idyllischen Kulisse.
Liam, das erst 18-jährige Talent mit Wurzeln in Hünibach, eröffnete den Konzertabend auf dem Waisenhausplatz um 17 Uhr und setzte mit seiner Stimme ein erstes Ausrufezeichen. Gefühlvoll ging es danach weiter auf dem Rathausplatz: Jaël, bekannt als Leadsängerin der Band Lunik und nun mit ihrem ersten Soloalbum unterwegs, liess die Thunerinnen und Thuner träumen. Obwohl sich das musikalische Geschehen am diesjährigen Thunfest auf zwei Hauptbühnen konzentrierte, war es für den geneigten Zuhörer eine Herausforderung, sich zwischen den sich überschneidenden Konzerten entscheiden zu müssen.
Auf dem Rathausplatz spielten die national bekannteren Künstler, auf dem Waisenhausplatz gab es dafür viel einheimische Kost zu hören. Another Me, die fast zeitgleich mit Jaël spielten, traten in Begleitung von Luk Kipfer auf, der sonst bei der Thuner Band The Souls die Gitarrensaiten bearbeitet. Der träumerische, bisweilen sphärische Pop der beiden Geschwisterpaare verzückte die Zuhörer, während die Kulisse mit Stadtkirche und Schleusenbrücke die Musiker verzückte. «Es ist wunderschön, hier spielen zu dürfen», sagte Sängerin Lisa Zaugg.
Nicht weniger angetan vom Rathausplatz und vom Thuner Schloss zeigten sich Hecht. Für die Luzerner Poprocker, die direkt vom Heitere Open Air in Zofingen angereist waren, war es bereits der zweite Auftritt des Tages. Doch der fünfköpfigen Truppe war dieser Marathon nicht anzumerken. «Es fühlt sich wie flüge a, wenn Samschtigaabe isch und Hecht am Thunfescht spilt», sang Stefan Buck, und man hätte es ihm fast abgenommen, dass diese Songzeile auch original genau so heissen muss. Die Band, die es sich nicht nehmen liess, von der Bühne zu klettern und in der Menge zu baden, war das erste grosse Highlight des Abends.
Je später der Abend, desto tanzbarer wurde die Musik. Club de Bombordo, das Duo, das ebenfalls Thuner Wurzeln hat, verwandelte den inzwischen in Dunkelheit getauchten Waisenhausplatz in ein Freilufttanzlokal. Bei den südamerikanischen Rhythmen blieb kaum ein Fuss neben dem anderen. Keinen Fuss vor den anderen hingegen bekam man um rund 23 Uhr rund um den Rathausplatz. Das Konzert von Trauffer hatte bereits begonnen, doch bei den diversen Zugängen zum Platz gab es kein Durchkommen.
Die Sicherheitsleute hatten sie gesperrt, da der Platz bereits zum Bersten gefüllt war. Der Brienzer Mundartsänger entpuppte sich als der Publikumsmagnet. «Nun habe ich 15 Franken bezahlt und kann nicht einmal das Konzert sehen», tönte es gelegentlich aus der Menge, die darauf wartete, doch noch auf den Platz gelassen zu werden. Nach einiger Wartezeit gelang es den meisten, einen Blick auf die Bühne zu erhaschen. Sie sahen eine vom selbst ernannten Alpentainer perfekt orchestrierte Show und ein durchmischtes Publikum mit erstaunlich vielen jungen Zuhörern, die alle Lieder auswendig zu kennen schienen.
Etwas mehr Platz fürs Publikum und für Improvisation gab es wiederum ein paar Meter flussaufwärts auf dem Waisenhausplatz zu hören. Chubby Buddy, die normalerweise als Duo auftreten, hatten drei Mitmusiker an Bass, Saxofon und Hammondorgel auf die Bühne geholt, zeigten aber auch so Blues ohne Boje und Rettungsweste. Nach Mitternacht begannen sich dann die Reihen schon etwas zu lichten, doch für viele war der Nachhauseweg noch lange kein Thema. In der ganzen Innenstadt setzte sich der Trubel bis in die Morgenstunden fort.
SDA/tag
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