Ein General geht unter die Spione
David Petraeus sagt heute der Armee bye-bye. Den Kampf gegen al-Qaida führt er in Zivil weiter – als Chef des berühmtesten Geheimdienstes der Welt.

Er gilt als der Mann, der im Irakkrieg das Blatt gewendet hat. Heute wird US-General David Petraeus nach 37 Jahren mit militärischen Ehren aus den Streitkräften verabschiedet. In der kommenden Woche soll er seinen neuen Posten als 20. Direktor des US-Auslandsgeheimdienstes CIA antreten. Dort wird er als Nachfolger von Leon Panetta den Kampf gegen al-Qaida und andere terroristische Gruppen fortsetzen.
Der General wurde lange als Anwärter auf den Posten des Generalstabchefs gehandelt. Er hatte sechs Kommandos inne, davon vier in Kriegsgebieten. Petraeus gilt als ausgezeichneter Militärstratege, der mit einem neuen Ansatz dem Krieg im Irak die entscheidende Wendung gegeben und auch in Afghanistan frischen Schwung in die Truppe gebracht hat.
Weg mit der Uniform
«Ich wollte diesen Job», sagte Petraeus bei seiner Anhörung im US-Senat. Er habe über Monate mit Regierungsvertretern über seine neue Stelle gesprochen. An der Spitze der CIA könnte der 58-Jährige weiterhin Uniform tragen, doch er bevorzugt einen klaren Schnitt. Offenbar will er den Eindruck vermeiden, er militarisiere den Geheimdienst.
«Ich habe in verschieden Teilen der Welt ein bestimmtes Image», sagte Petraeus kürzlich im Pentagon-eigenen Rundfunk. «Und wenn ich dorthin in Uniform reisen würde, könnte das zu einiger Verwirrung führen.»
Militärischer Bestseller-Autor
Durch seinen Einsatz im Irak 2007 und 2008 wurde Petraeus einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Zuvor hatte er mit dem Marines-General James Mattis ein neues Handbuch zur Aufstandsbekämpfung verfasst. Die Anleitung stiess auch ausserhalb der Streitkräfte auf grosses Interesse, innerhalb von Wochen wurde sie 1,5 Millionen Mal aus dem Internet heruntergeladen.
Im Irak konnte Petraeus die Theorie dann in die Praxis umsetzen. Er befahl den US-Truppen, ihre schwer gesicherten Stützpunkte zu verlassen und mit kleinen Einheiten im ganzen Land auszuschwärmen. Sie sollten Tag und Nacht zusammen mit Soldaten der irakischen Streitkräfte Präsenz zeigen und ein Vertrauensverhältnis zur Bevölkerung aufbauen.
«Kann dieser Mann den Irak retten?»
Die Erwartungen an den General waren riesig und er erreichte einen Bekanntheitsgrad wie nur wenige Führungskräfte des Militärs. Das Magazin «Newsweek» zeigte Petraeus 2004 vor einem Hubschrauber vom Typ Blackhawk und fragte: «Kann dieser Mann den Irak retten?»
Als Petraeus seinen Posten im Irak verliess, waren sich die meisten Beobachter einig, dass die deutliche Stabilisierung des Landes vor allem auf seine neue Strategie zurückzuführen sei. Es sei mehr eine «Welle der Ideen» als die Aufstockung der Truppen gewesen, die die entscheidende Wende brachte, sagte Petraeus.
Nach seinem Erfolg im Irak ernannte ihn der damalige US-Präsident George W. Bush zum Leiter des für den Nahen und Mittleren Osten zuständigen Zentralkommandos der US-Streitkräfte. Als General Stanley McChrystal im Juni 2010 wegen ungebührlicher Äusserungen in einem Artikel des Magazins «Rolling Stone» seinen Posten als Oberkommandierender in Afghanistan räumen musste, sprang Petraeus auf Bitten von US-Präsident Barack Obama kurzfristig ein.
Versehentlich in die Brust geschossen
Petraeus wuchs in einem kleinen Ort in der Nähe der Militärakademie West Point im US-Staat New York auf. 1970 trat er in die Kaderschmiede ein und liess sich zum Leutnant der Infanterie ausbilden. Wenig später heiratete er die Tochter des Akademieleiters, Holly Knowlton. Seinen ersten Auslandseinsatz absolvierte Petraeus bei einer Fallschirmjägereinheit in Italien. In den 1980er Jahren promovierte er an der angesehenen Princeton Universität und lehrte Internationale Beziehungen in West Point.
Ein Unfall hätte 1991 beinahe seine Militärkarriere beendet. Bei einer Übung auf dem Stützpunkt Fort Campbell in Kentucky schoss ihm ein Soldat versehentlich in die Brust. Petraeus erholte sich jedoch von der Verletzung und wurde Adjutant des damaligen Generalstabchefs Hugh Shelton. Es folgten Einsätze in Bosnien, Haiti und 2003 schliesslich ein Kommandoposten im Irak.
Petraeus erinnert sich noch an den damaligen Marschbefehl. «Rüttel das Heer wach», habe ihm General Peter Schoomaker damals gesagt. Heute ist Petraeus mit sich im Reinen: «Wir haben unser Bestes getan.»
Robert Burns und Kimberly Dozier, AP
dapd/ami
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