Ein Gefängnis für Rentner
Das neue Zentralgefängnis in Lenzburg hat eine sechs Meter hohe Mauer, Augenscanner und Videokameras installiert. Als schweizweites Novum wird eine Abteilung nur für Rentner geschaffen.
Nach einer dreijährigen Bauzeit wurde im Aargauischen Lenzburg heute ein neues Zentralgefängnis eröffnet. Das 39 Millionen Franken teure Zentralgefängnis hat 95 Zellen und bietet Platz für 107 Männer, Frauen und jugendliche Gefangene. Es wird für den Vollzug von Kurzstrafen und Halbgefangenschaft sowie für die Untersuchungshaft genutzt.
Im multifunktionalen Gefängnis mit einer sechs Meter hohen Mauer wird ausserdem eine Sonderabteilung für zwölf Strafgefangene im Rentenalter eingerichtet. Die Abteilung trägt den Namen «60plus» und ist laut Angaben des Kantons ein schweizweites Novum.
Alterung der Häftlinge
Grund für die Einrichtung der Sonderabetilung ist die Zunahme der Gefangenen im Rentenalter. Der Anteil der verwahrten Gefangenen sei seit 1993 um über 300 Prozent gestiegen, sagte Landammann und Justizdirektor Urs Hofmann an der Eröffnungsfeier.
Die Gefangenen würden immer älter, und Entlassungen aus der Verwahrung seien äusserst selten. Dies führe je länger und je mehr zu einer Belastung des Normalvollzugs, denn die Bedürfnisse für diese Gefangenen seien speziell. Das müsse bei der Bauinfrastruktur berücksichtigt werden, hielt Hofmann fest.
Eine weitere Sonderabteilung im knapp 120 Meter langen Betongebäude bietet spezielle Sicherheitszellen, in denen fluchtgefährdete und gemeingefährliche Gefangene untergebracht werden. Für die Untersuchungshaft und den Vollzug von Kurzstrafen stehen 83 Plätze zur Verfügung.
Alte Bezirksgefängnisse
Das Zentralgefängnis ersetzt sieben der sicherheitstechnisch veralteten Bezirksgefängnisse. Bereits vor Jahren geschlossen wurden die Bezirksgefängnisse Muri, Rheinfelden, Brugg und Lenzburg. Die Gefängnisse Bad Zurzach, Bremgarten und Laufenburg sollen noch bis zum Abschluss der Sanierung der Justizvollzugsanstalt Lenzburg (JVA) weiterbetrieben werden.
Die vier grössten Bezirksgefängnisse Aarau, Baden, Zofingen und Kulm werden den neuen Anforderungen angepasst. Sie sollen auch in Zukunft parallel zum Zentralgefängnis betrieben werden.
Altes «Fünfstern»-Gefängnis wird erneuert
Das neue Zentralgefängnis wird als eigener Betriebsteil von der Justizvollzugsanstalt Lenzburg (JVA) geführt. Die JVA, die in direkter Nachbarschaft liegt, umfasst damit 300 Plätze und ist neu die zweitgrösste Anstalt der Schweiz.
Die 1864 errichtete JVA wird derzeit für 40 Millionen Franken saniert und erweitert. Die Zellen des Gefängnistrakts in Form eines Fünfsterns bleiben jedoch kleiner als vom Bund vorgegeben. In der JVA sitzen rund 180 männliche Gefangene ihre langjährigen Freiheitsstrafen ab. Mehr als die Hälfte der Insassen sind von einem Gericht wegen gemeingefährlicher Delikte verurteilt worden.
Als die Strafanstalt vor knapp 150 Jahren eröffnet wurde, galt sie architektonisch als die modernste Anstalt Europas. Im Innern herrschte ein für damalige Zeiten pionierhaftes Vollzugsregime. So verbot der Direktor die Prügelstrafe, schaffte die Kettenstrafe ab und schuf das Pekulium (Gefangenenlohn) in seiner heutigen Form.
SDA/ssc
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