Pechvogel Mujinga KambundjiEin Fussbruch als Symbol für ein verkorkstes Jahr
Der Sprinterin wird ein Misstritt zum Verhängnis. Die 28-jährige Bernerin fällt sechs bis acht Wochen aus und verpasst damit die Hallensaison.

Eigentlich ging es für Mujinga Kambundji in den letzten Wochen gerade wieder aufwärts. Mitte Oktober stieg sie genesen von ihren Oberschenkel-Problemen und voller Tatendrang ins Training ein – mit der Hoffnung, eine komplette Hallensaison bestreiten zu können. Doch nur eineinhalb Monate später folgt für die schnellste Schweizerin wieder ein Tiefschlag. Vergangenen Montag zog sie sich eine Mittelfussfraktur zu. Passiert ist das Missgeschick während eines an sich harmlosen «Hütchenlaufs» im Lauftunnel des Stadions Letzigrund, wo die 28-Jährige seit diesem Herbst zweimal pro Woche bei Sprintnationaltrainer Patrick Saile trainiert. Kambundji trat bei hoher Schrittkadenz auf einen der Pylonen und knickte auf der Kunststoffabrundung unglücklich mit dem rechten Fuss ab.
Die Fraktur muss nicht operiert werden. Verläuft der Heilungsverlauf normal, wird es allerdings sechs bis acht Wochen dauern, bis Kambundji ihren Fuss wieder voll belasten darf. In dieser Zeit wird die Sprinterin nur alternativ trainieren können. Deshalb steht bereits fest, dass die Hallensaison und somit auch die Hallen-Europameisterschaft von Anfang März in Torun (POL) für sie ins Wasser fällt.
«Es gibt keinen Grund, nicht schneller zu sein als je zuvor»
Der neuerliche Rückschlag steht gewissermassen sinnbildlich für die verkorkste Saison 2020. Nur 21 Tage hatte diese gedauert. Weil sämtliche Grossanlässe Corona zum Opfer fielen, entschied sich Kambundji für einen späten Auftakt und bestritt ihren ersten Wettkampf erst im August. Weil die Schmerzen in der Oberschenkelmuskulatur (Hamstring), die danach aufgetreten sind, nicht abklingen wollten, brach die Bernerin die Saison bereits Ende August vorzeitig ab und verpasste damit auch die Schweizer Meisterschaften.
Kambundji macht keinen Hehl daraus, dass sie 2021 wieder angreifen will. Am liebsten dort, wo sie 2019 aufgehört hatte, als sie in Doha WM-Bronze über 200 Meter gewann. Sie sagt: «Die Olympischen Spiele in Tokio bleiben das grosse Ziel. Trotz des erneuten Rückschlags gibt es für mich keinen Grund, nächsten Sommer nicht schneller zu sein als je zuvor.» Kambundji will sich vom Misstritt und dessen Folgen nicht aus der Bahn werfen lassen. «Wer weiss, vielleicht musste das alles in diesem verrückten Jahr passieren, um nächstes Jahr noch stärker zurückzukommen.»
Marco Oppliger ist seit 2013 als Sportredaktor für Tamedia tätig. Seine Kernthemen sind Eishockey und Ski Alpin, ebenso berichtet er über Schwingen und Leichtathletik.
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