EHC Biel legt vorEin berührender Moment und acht Minuten Wahnsinn
Die Seeländer bezwingen die ZSC Lions zum Halbfinal-Auftakt 1:0. Natürlich steht ihr an Krebs erkrankter Trainer Antti Törmänen in dieser Partie im Zentrum. Bis die Akteure auf dem Eis Hitchcock spielen.

Normal, das geht bei diesem Club irgendwie nicht. Das soll keineswegs despektierlich gemeint sein, aber eine Prise Drama gehört zum Spiel des EHC Biel fast immer dazu. Das zeigte sich beim Last-Second-Sieg über den SCB am Sonntag, das zeigt sich einmal mehr im Halbfinal-Auftakt gegen die ZSC Lions.
Nach 52 Minuten tobt das Heimpublikum, derweil Gaëtan Haas mit verdutzter Miene auf der Strafbank sitzt. Fünf Minuten hat der Captain kassiert, und so gross der Unmut im Bieler Lager auch ist, dieser Entscheid ist korrekt. Haas hatte den Zürcher Garrett Roe mit dem linken Ellbogen voll im Gesicht getroffen. 0:0 steht es zu diesem Zeitpunkt noch immer, und so liegt der Führungs- und wohl auch Siegtreffer der ZSC Lions in der Luft.
Aber sie reüssieren nicht. Und kaum steht Haas wieder auf dem Eis, explodiert der Hexenkessel förmlich. Denn sein Pass landet bei Alexander Jakowenko, der Simon Hrubec mit einem Weitschuss, vorbei an Freund und Feind, erwischt. Es ist, 116 Sekunden vor dem regulären Ende, die Entscheidung. Und so steht nach schwierigen Tagen rund um den EHC Biel wieder der Sport im Vordergrund.
Sprechchöre für Törmänen
Mitte des ersten Drittels erheben sich auf einmal alle Zuschauerinnen und Zuschauer, Bieler wie Zürcher klatschen und zeigen Transparente mit Genesungswünschen, Sprechchöre für Antti Törmänen hallen durchs Stadion. Es ist ein ergreifender Moment, in welchem das Geschehen auf dem Eis für einen Moment an Relevanz verliert.
Am Dienstag gaben die Bieler bekannt, dass ihr Trainer erneut an Krebs erkrankt ist. Erfahren hat er dies am Tag des Viertelfinal-Auftakts gegen den SCB, so erzählt dies Daniel Villard im Interview mit «Mysports». «Wir wissen, was er und seine Familie beim ersten Mal durchgemacht haben, deshalb tut uns das unglaublich weh», sagt der CEO des EHC Biel. Die Clubleitung hielt die Information zunächst im kleinsten Kreis geheim, ehe nach dem Einzug in den Halbfinal das Team informiert wurde. Der Trainer will dieses bis zum Ende des Playoff coachen, das hat er klar gemacht. «Er ist unglaublich stark», sagt Villard. «Und so lautete der Tenor aus der Mannschaft klar, dass wir ihn nicht hängen lassen können.»
Um diese schwierige Situation zu handeln, haben die Bieler aber den bekannten Sportpsychologen Jörg Wetzel engagiert, der bereits zum Team gesprochen hat und den Spielern für weitere Gespräche zur Verfügung steht.
Überragende Goalies
Und so ist es eine spezielle Stimmung, die am Donnerstag in Biel herrscht. Die Serie gegen den ZSC ist emotional weitaus weniger aufgeladen, als es jene gegen den SC Bern war. Entsprechend flüssig ist das Spielgeschehen, Checks und Geplänkel finden zumindest in den ersten zwei Dritteln kaum statt. Es ist eine Partie auf Augenhöhe, in der zunächst die Bieler präsenter und gefährlicher sind, die Zürcher aber ab Spielhälfte stärker werden. Und natürlich stehen die beiden besten Torhüter der Liga im Zentrum dieses Rencontres: Biels Harri Säteri und Zürichs Simon Hrubec. 27 Schüsse wehrt Ersterer ab, 26 sind es beim Tschechen.
Nicht zuletzt dank Säteri legt der EHCB also vor, so wie er es gegen die Zürcher schon vor Jahresfrist im Viertelfinal getan hatte. Entsprechend gespannt sein darf man auf ihre Reaktion am Samstag.
Fehler gefunden?Jetzt melden.