Experiment mit klugen VögelnEichelhäher durchschauen Hütchenspielertricks
Die Rabenvögel lassen sich seltener von Illusionen täuschen als der Mensch, zeigt ein Experiment. Vielleicht, weil sie selbst so versierte Betrüger sind.

Wenn es um Tricks rund um ihr Futter geht, stehen Eichelhäher anderen Rabenvögeln in nichts nach. Sie alle sind sehr gut darin, Artgenossen darüber zu täuschen, wo sie Leckerbissen versteckt haben oder ob überhaupt etwas zu Fressen in der Nähe ist.
Und zumindest bei Eichelhähern umfassen die Trickbetrüger-Fähigkeiten sozusagen auch die andere Seite der Medaille, wie nun Autoren um Elias Garcia-Pelegrin von der University of Cambridge im Fachmagazin PNAS zeigen. Die Vögel sind unter bestimmten Umständen sogar besser als Menschen darin, Hütchenspielertricks zu durchschauen.
Trick erkannt
Für ihre Studie trainierten die Forscher zunächst sechs Eichelhäher darin, auf jene Faust des Experimentators zu picken, in der sie einen Leckerbissen vermuteten. Dann folgten zwei Experimente, in denen die Forscher jeweils einen Wurm in einer Hand versteckten und lediglich so taten, als würden sie ihn in die andere Faust übergeben.
80 menschliche Probanden, die die gleichen Experimente online per Video vorgeführt bekamen, fielen meist auf die Illusion des Händetauschs herein. Nicht so die Eichelhäher: Zumeist pickten sie unbeirrt auf die korrekte Hand.
Nur im dritten Experiment liessen sich Mensch wie Vogel gleichermassen täuschen. Diesmal wechselte der Wurm tatsächlich mehrmals schnell hintereinander die Hand. Dabei war jedoch die Geschwindigkeit zu hoch, als dass die Probanden jeden Seitenwechsel hätten nachvollziehen können.
Vögel haben bessere Strategie
Dass die Eichelhäher in den ersten beiden Experimenten deutlich besser abschnitten als die Menschen, interpretieren die Wissenschaftler als Beleg für unterschiedliche Strategien. Das menschliche Gehirn verlässt sich bei diesem Hütchenspielertrick vor allem auf Erfahrungswerte.
Beobachtet ein Mensch einen anderen dabei, wie dieser Anstalten macht, einen Gegenstand von einer Hand in die andere zu transferieren, ergänzt das Gehirn die tatsächliche Ausführung der Handlung. Ob der Gegenstand dann tatsächlich übergeben wird oder nicht, fällt schon gar nicht mehr richtig auf, weil für das Gehirn die Sache sozusagen schon abgeschlossen ist. Schliesslich hat es den Ausgang dieser Handlung oft genug erlebt. Auf diesem Mechanismus beruht ein Grossteil des Erfolgs von Hütchenspielertricks.
Eichelhäher dagegen hegen weniger fixe Erwartungen. Stattdessen achten sie aufmerksamer darauf, was tatsächlich passiert. Vielleicht liege das einfach daran, schreiben die Autoren, dass die Vögel selbst keine Hände haben und deshalb mit Handbewegungen weniger vertraut seien.
Allerdings waren die sechs getesteten Vögel von Hand aufgezogen worden und hatten schon öfter an Versuchen teilgenommen, bei denen sie Futter aus der Hand eines Menschen bekommen hatten.
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