Letzte Umfrage vor der AbstimmungEhe für alle ist nicht mehr zu stoppen
In der dritten Tamedia-Umfrage legt die Ehe für alle nochmals zu. Gerade umgekehrt ist der Trend bei der 99-Prozent-Initiative: Die Zustimmung sinkt markant.

Befürworterinnen und Befürworter der Ehe für alle können den Champagner kalt stellen. In der letzten Umfrage von Tamedia/«20 Minuten» vor der Abstimmung hat die Vorlage im Vergleich zur ersten Umfragewelle nochmals leicht zugelegt. 67 Prozent der Befragten geben an, ein Ja einlegen zu wollen. «Wir gehen davon aus, dass die Vorlage am 26. September deutlich angenommen werde», sagt Lucas Leemann, der mit Fabio Wasserfallen die Onlineumfragen von Tamedia/«20 Minuten» durchführt.
Laut den beiden Politologen ist die Zustimmung in allen Parteien hoch. Einzige Ausnahme ist die SVP. Deren Anhänger lehnen die Ehe für alle zu 58 Prozent ab. Die Zustimmung ist auch in allen Gesellschaftsschichten deutlich, allerdings mit einer interessanten Nuance: Frauen (73 Prozent) unterstützen das Anliegen massiv stärker als Männer (61 Prozent).
Unterschiedliche Haltungen zur Homosexualität
Lucas Leemann erklärt sich den Geschlechterunterschied mit unterschiedlichen Haltungen zur Homosexualität: «Aus zahlreichen Untersuchungen ist bekannt, dass heterosexuelle Frauen ein positiveres Bild der gleichgeschlechtlichen Liebe haben als heterosexuelle Männer.» Bei diesen seien Unsicherheit, Unbehagen oder Skepsis im Umgang mit Schwulen verbreiteter als bei Frauen.
Dafür ist der Stadt-Land-Graben nicht besonders tief: In den Städten stimmen 72 Prozent zu, in den Agglomerationen 67 Prozent und auf dem Land immer noch satte 64 Prozent.
Die 99-Prozent-Initiative der Juso will die Ungleichheit zwischen Reichen und Armen reduzieren. Sie fordert deshalb, dass Kapitalerträge wie Zinsen, Mieterträge oder Dividenden ab einem bestimmten Schwellenwert stark besteuert werden. So soll laut den Initianten verhindert werden, dass die Reichen immer reicher werden.
Für die beiden Autoren der Tamedia/«20 Minuten»-Umfrage ist klar: «Die Initiative dürfte deutlich abgelehnt werden.»
Edgar Schuler ist Inlandredaktor und verfasst regelmässig den Newsletter «Der Morgen».
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