«Egal ob Luis oder Luisa - gleicher Lohn!»
Am Samstag demonstrierten in Bern laut den Organisatoren rund 20'000 Personen für Lohngleichheit. Zwischenzeitlich kam der Verkehr in der Innenstadt zum Erliegen.
Gegen 20'000 Menschen - so Angaben der Organisatoren- haben am Samstag in Bern für Lohngleichheit und gegen Diskriminierung demonstriert. Mehr als 40 Organisationen hatten zu der Kundgebung vor dem Bundeshaus aufgerufen. Laut den Angaben eines Reporters vor Ort waren dem Aufruf auffallend viele Aktivisten aus der Westschweiz gefolgt.
Pressesprecherin Sarah Wahlen von der Kantonspolizei Bern hat auf Anfrage bestätigt, dass «viele Leute» an der Demonstration teilgenommen hätten. Die Polizei gebe aber generell keine Schätzungen zu Teilnehmerzahlen an Demonstration ab.
Der Demonstrationszug startete beim Bollwerk und zog über den Kornhausplatz zum Bundesplatz, wo die Demonstranten gegen 15.30 Uhr eintrafen. Der Verkehr in der Innenstadt lag wegen der Kundgebung zeitweise komplett lahm. Betroffen waren die Linien 6, 10, 11, 20 und 21. Gegen 16 Uhr floss der öffentliche Verkehr wieder normal durch die Hauptachse der Innenstadt.
Abgesehen von den Verkehrsbehinderungen sei die Kundgebung im Grossen und Ganzen ruhig verlaufen, so Polizeisprecherin Wahlen.
Frauen verdienten rund einen Fünftel weniger
Die Gleichstellung sei seit 37 Jahren in der Verfassung verankert, das Gesetz dazu seit 22 Jahren in Kraft. Dennoch seien Macht und Geld auch heute unterschiedlich auf Frauen und Männer verteilt, erklärten Sprecherinnen von Gewerkschaften, Parteien und Frauenorganisationen auf dem Bundesplatz.
Frauen verdienten rund einen Fünftel weniger als Männer, seien in Politik und Wirtschaft untervertreten und verrichteten den Hauptteil der unbezahlten Arbeit. Jeder Frau entgingen so pro Monat im Schnitt 600 Franken.
«Den Frauen in der Schweiz werden jedes Jahr zehn Milliarden Franken vorenthalten», sagte Vania Alleva, Präsidentin der Gewerkschaft Unia. Das Gebot der Gleichstellung werde mit Füssen getreten, die Politik müsse endlich gegen den Skandal der Lohn-Ungleichheit vorgehen.
«Egal ob Luis oder Luisa»
Bunte Ballone und viele Transparente prägten das Bild auf dem prall gefüllten Bundesplatz. «Egal ob Luis oder Luisa - gleicher Lohn!» war auf einem Transparent zu lesen, «Lohngleichheit geht uns alle an» auf einem anderen. «Genug ist genug» war ein vielgehörter Slogan.
«Runter mit den Boni - hinauf mit den Frauenlöhnen» hatten Demonstrierende auf dem Weg zum Bundeshaus skandiert. Auch ein Demoblock für einen Frauenstreik am 14. Juni 2019 lief mit. Einen nationalen Frauenstreik wie 1991 brauche es, um zu zeigen, dass ohne Frauen gar nichts gehe, sagte eine Demonstrantin.
«Ufe mit de Frouelöhn, abe mit de Boni»
Video: Jürg Spori
Der Nationalrat entscheidet an diesem Montag über Massnahmen gegen Lohndiskriminierung. Folgt er der knappen Mehrheit der vorberatenden Kommission, müssen grosse Unternehmen künftig prüfen, ob sie Männern und Frauen für gleichwertige Arbeit gleich viel zahlen.
«Mini-Reform» als Zeichen
Einer Minderheit aus SVP- und FDP-Vertretern geht das zu weit. Sie beantragt, gar nicht erst auf die Vorlage einzutreten. Anders sieht es Unia-Präsidentin Alleva: Es handle sich bloss um eine «Mini-Reform», sagte sie am Samstag auf dem Bundesplatz. Immerhin könne der Nationalrat so ein Zeichen setzen. «Ohne Lohntransparenz und Lohnkontrollen werden wir auch in Zukunft im Dunkeln tappen», mahnte die Gewerkschaft Syndicom in einem Communiqué.
«Lohngleichheit ist eine Frage der Gerechtigkeit», betonte auch Dorothea Forster, Präsidentin der Evangelischen Frauen Schweiz (EFS). Dass Unternehmen erst ab 100 Angestellten zur Lohnanalyse verpflichtet werden sollten, reiche bei weitem nicht aus. Alle Betriebe ab 25 Angestellten sollten dies tun müssen.
SDA/sih
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