EFG und BSI sind die neue Nummer 5
Zusammen werden die beiden Vermögensverwalter rund 170 Milliarden Franken Kundengelder verwalten. Vor allem eine gemeinsame IT-Plattform soll Kosten sparen.

Die Privatbankengruppe EFG International kauft für rund 1,3 Milliarden Franken die fast gleich grosse Tessiner Privatbank BSI. Mit dem Zusammenschluss soll die fünftgrösste Schweizer Privatbank entstehen: Gemeinsam würden die Banken Vermögen von rund 170 Milliarden Franken verwalten.
Geben Aktionäre und Wettbewerbsbehörden ihren Segen, werden die beiden Geldhäuser mit der Fusion auf einen Schlag Banken wie Vontobel oder Safra Sarasin überholen und sich hinter UBS, Credit Suisse, Julius Bär und Pictet einreihen.
«Wir wollen lieber ein Konsolidierer als selbst ein Übernahmeziel sein», sagte EFG-Chef Joachim Strähle an einer Medienkonferenz am Montag in Zürich. Von dem Zusammenschluss verspricht er sich eine bessere Wettbewerbsposition auf dem Bankenplatz. Im derzeit rauhen Marktumfeld – zusammen mit verschärften Regulierungen – ist eine kritische Grösse wichtig.
Geografische Komplementarität
Strähle betonte, die beiden Institute ergänzten sich geografisch. Bis 2019 sollen insgesamt jährliche Kostensynergien von 185 Millionen Franken vor Steuern erzielt werden – unter anderem durch die Zusammenlegung der IT-Plattformen. Zunächst kostet die Fusion jedoch Geld: Bis Ende 2018 rechnen die Banken mit Kosten von rund 200 Millionen Franken.
Wie viele Jobs zusätzlich im Zuge der Übernahme wegfallen werden, werde man wohl erst beim Abschluss der Transaktion bekannt geben können, sagte Strähle. EFG baut derzeit bereits im Rahmen eines Kostensparprogramms 200 Stellen ab. Im vergangenen Jahr lief das Geschäft nämlich nicht wie erwünscht, EFG verdiente unter dem Strich mit 57,1 Millionen Franken 7 Prozent weniger als im Vorjahr. Per Ende Jahr beschäftigte EFG in Vollzeitstellen gerechnet 2137 Angestellte, die BSI 1852.
Beide Marken sollen nach dem Zusammenschluss vorerst bestehen bleiben. Es bestehe aber die Absicht, in der Zukunft in den meisten Märkten eine kombinierte Marke einzuführen, hiess es. Geht alles nach Plan, so soll die Transaktion bis Ende Jahr abgeschlossen sein. Doch die wahre Mammutaufgabe steht dann erst an.
Herausforderung Integration
Die Herausforderung bestehe darin, zwei ähnlich grosse Banken zusammenzubringen, sagte Strähle. Auch Analysten verweisen auf die Unwägbarkeiten bei der Integration einer solchen Grossakquisition. Anleger zeigten sich ebenfalls vorsichtig: Bis am Mittag sackte der Aktienkurs von EFG um über 4 Prozent ab.
Die Chefs beider Banken gaben sich an der Medienkonferenz zuversichtlich. BSI-Chef Stefano Coduri bezeichnete die Übernahme als eine sehr gute Lösung. Schon seit Monaten suchte die bisherige Besitzerin, die brasilianische Bank BTG Pactual, einen Käufer für die Tessiner Privatbank.
BTG hatte die BSI selbst erst Mitte 2015 übernommen, wobei sich der Kauf bis zum Abschluss des US-Steuerstreits durch die BSI um rund ein Jahr verzögert hatte. Unterdessen war die BTG aber in Liquiditätsschwierigkeiten geraten: Nach der Verhaftung des Gründers André Esteves im Zuge einer Korruptionsuntersuchung begannen Kunden offenbar Geld abzuziehen.
Als Kaufinteressentin wurde unter anderem auch eine chinesische Bank gehandelt. In den letzten Wochen hatte sich aber nun eine Schweizer Lösung für die BSI abgezeichnet. Neben EFG hatte ein Konsortium um die Tessiner Kantonalbank ein Angebot vorgelegt.
BTG Pactual bleibt beteiligt
Für die Übernahme legt die börsenkotierte EFG International rund 1,3 Milliarden Franken auf den Tisch, leicht mehr, als BTG selbst bezahlt hatte. Der geschätzte Unternehmenswert liegt nach dem Rechnungslegungsstandard IFRS bei circa 1,4 Milliarden Franken. «Das zeigt, dass im Kaufpreis kein Goodwill und keine Prämie enthalten sind», sagte EFG-Finanzchef Giorgio Pradelli. Der effektiv zu bezahlende Kaufpreis unterliegt noch gewissen Anpassungen.
Um die Übernahme schultern zu können, plant EFG International eine Kapitalerhöhung. Der Preis wird in bar sowie in EFG-Aktien bezahlt. Die BTG Pactual bleibt damit auch nach dem Verkauf im Boot: Ihr Aktienanteil soll sich auf etwa 20 Prozent belaufen.
Grösste Aktionärin wird die EFG-Mehrheitsaktionärin EFG Bank European Financial Group (EFG Group) mit Sitz in Genf. Die von der griechisch-schweizerischen Reeder-Familie Latsis kontrollierte Bankholdinggesellschaft soll 35 Prozent an der Bank halten. Der Rest der Aktien ist an der Schweizer Börse handelbar.

Gewinnrückgang bei EFG
EFG International hat im Geschäftsjahr 2015 unter dem Strich weniger verdient. Der ausgewiesene Reingewinn nach dem Rechnungslegungsstandard IFRS sank um 7 Prozent auf 57,1 Millionen Franken. Auf den Gewinn drückte die Einigung mit den US-Behörden im Steuerstreit sowie Restrukturierungskosten.
Aber auch beim Geschäftsgang haperte es. Vor allem belasteten rückläufige Erträge aus dem Lebensversicherungsportfolio den Gewinn, wie aus einer Mitteilung vom Montag hervorgeht. Unter Ausklammerung der einmaligen Effekte wie der Zahlung an die US-Behörden, die Anwaltskosten und die Restrukturierungskosten brach der zugrundeliegende wiederkehrende Reingewinn deshalb noch stärker ein, nämlich um 30 Prozent auf 91,1 Millionen Franken.
Höherer Aufwand
Insgesamt ging der Bruttoertrag um 3 Prozent auf 696,7 Millionen Franken zurück. Auch der Aufwand stieg. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis verschlechterte sich auf 86,1 Prozent von 79,8 Prozent 2014. Um 100 Franken Ertrag zu generieren, musste die Bank also 86,1 Franken einsetzen. Weil EFG eigentlich höchstens ein Verhältnis von 75 Prozent anstrebt, hatte die Bank bereits im November ein Kostensenkungsprogramm angekündigt. 200 Stellen sollen abgebaut werden.
Das Kerngeschäft Private Banking sei allerdings stabil geblieben, hiess es weiter. Der Bruttoertrag daraus betrug unverändert 640,7 Millionen Franken.
Die ertragsgenerierenden verwalteten Vermögen gingen Ende 2015 auf 83,3 Milliarden Franken zurück von 84,2 Milliarden Franken Ende 2014. Vor allem Währungseffekte liessen die Vermögen laut Angaben der Bank schrumpfen. Die EFG zog Nettoneugelder von 2,4 Milliarden Franken an, im Vergleich zu 4,4 Milliarden Franken im Vorjahr. Im zweiten Halbjahr lief es für die EFG aber deutlich besser als im ersten, wie weiter aus der Mitteilung hervorgeht. Mehr Wachstum verspricht sich EFG International nun durch den Zusammenschluss mit der BSI.
SDA/rub
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch