Ferienairline gerettetEdelweiss-Konkurrent Condor hat einen neuen Geldgeber
Vermögensverwalter Attestor hat 51 Prozent der Condor-Anteile gekauft und modernisiert die Flotte. Die Ferienairline fliegt seit diesem Sommer auch ab Zürich an Badeorte.

Die Ferienfluggesellschaft Condor hat einen neuen Eigentümer. Der Vermögensverwalter Attestor hat 51 Prozent der Anteile übernommen und plant, so schnell wie möglich auch den Rest des Unternehmens zu kaufen. Diese restlichen 49 Prozent liegen bei der SG Luftfahrtgesellschaft, die diese Anteile als Treuhänder vom deutschen Staat und dem Bundesland Hessen hält. Beide unterstützen die Transaktion, indem sie Änderungen an einem staatlichen Rettungsdarlehen zustimmten. Nun hat auch die Europäische Kommission den Kauf bewilligt und die Übernahme ist damit abgeschlossen.
Condor hat dramatische Jahre hinter sich. Nach der Insolvenz des ehemaligen Eigentümers Thomas Cook musste die Fluggesellschaft ein Schutzschirmverfahren durchlaufen und erhielt vom Staat einen Überbrückungskredit. Der bereits fest vereinbarte Verkauf an die polnische Luftverkehrsholding PGL scheiterte im Frühjahr 2020 nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Auch dieses Mal gab es staatliche Unterstützung in der Höhe von 550 Millionen Euro.
Die Airline konnte im November das Schutzschirmverfahren verlassen, die Anteile waren beim Treuhänder geparkt. Gleichzeitig erfolgte die Ankündigung, ab Sommer 2021 auch zwei Flugzeuge in Zürich zu stationieren und damit die hiesige Ferienairline Edelweiss anzugreifen. Doch weil sich die Erholung des Luftverkehrs durch weitere Lockdowns verzögerte, verschlechterte sich die Lage schnell, und Condor musste sich auf die Suche nach einem neuen Eigentümer machen.
16 Airbus A330neo bestellt
Attestor bringt nun Eigenkapital in Höhe von 200 Millionen Euro ein und stellt darüber hinaus 250 Millionen Euro zur Verfügung, die das Unternehmen für die Erneuerung der veralteten Boeing 767-Langstreckenflotte verwendet – 16 Airbus A330-900neo sind bereits bestellt, das erste Flugzeug wird im Herbst 2022 erwartet. Laut Condor-Chef Ralf Teckentrup bleiben alle rund 4000 Arbeitsplätze erhalten. «Die Zukunft von Condor beginnt heute», sagte er euphorisch.
Friedrich Andreae, operativer Chef von Attestor, betonte, der Investor plane, langfristig Eigentümer von Condor zu bleiben. «Unser Engagement ist auf viele Jahre ausgelegt», so Andreae. «Wir glauben an die Marke, das Geschäftsmodell und das Marktsegment der touristischen Reisen.» Ins operative Geschäft wolle sich der neue Eigentümer aber nicht einmischen, er sehe sich eher als «Sparringspartner für das Management.» Laut Teckentrup sei an der Führungsspitze von Condor «Kontinuität» geplant.
Ziel: Führende Ferienairline
Man wolle die Voraussetzungen schaffen, um «Condor als führenden Ferienflieger in Europa zu etablieren». Für Condor steht nun das Sommergeschäft im Vordergrund, Zürich fliegt man derzeit nach Palma de Mallorca, Ibiza, Teneriffa, Gran Canaria, Kos, Kreta, Rhodos, Zypern und Sardinien – Ziele die auch im Netzwerk des Schweizer Ferienfliegers Edelweiss zu finden sind. Für die Passagiere ist die Konkurrenzsituation eine gute Nachricht und das zeigt sich gemäss Condor auch bereits. «Die Erholung der Nachfrage ist nicht mehr aufzuhalten», sagt Teckentrup. «Wir sehen das jeden Tag an den Buchungszahlen.»
Trotzdem sei klar gewesen, dass der Staats-Kredit endlich sei. Daher habe man sich schon ab Februar mit möglichen Investoren getroffen. Laut Finanzchef Christoph Debus haben Condor und die Bundesregierung mit neun möglichen Investoren verhandelt, drei von ihnen haben verbindliche Angebote abgegeben. «Attestor hatte das beste Angebot, auch kulturell passen sie gut zur Condor», so Debus.
Attestor wurde 2012 vom Investor Jan-Christoph Peters gegründet. und verwaltet rund 5,5 Milliarden Euro. Das Kapital stammt vor allem von Universitätsstiftungen und aus Familienvermögen. Der Finanzinvestor ist unter anderem am Autovermieter Europcar beteiligt.
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