Dutzende Tote in Syrien – Trotz Anwesenheit des IKRK
Das Rote Kreuz wird vorerst keine weiteren Evakuierungen in Homs vornehmen können. Am Sonntag soll es neue Verhandlungen dazu geben. Derweil kamen am Samstag in ganz Syrien mindestens 75 Menschen um.

Trotz aller internationalen Proteste geht das Blutvergiessen in Syrien weiter: Syrische Regierungstruppen beschossen erneut die seit vier Wochen belagerte Homs und andere Hochburgen der Protestbewegung gegen Präsident Bashar Assad. Dabei wurden landesweit nach Angaben von Aktivisten mehr als 75 Menschen getötet.
Das Internationale Komitee von Roten Kreuz (IKRK) teilte mit, es habe in Homs 7 Verwundete zusammen mit 20 Frauen und Kindern aus dem seit 4 Wochen belagerten Stadtteil Baba Amr evakuieren können. Bei den Verhandlungen für einen sicheren Korridor zur Evakuierung Kranker und Verwundeter von dort gebe es aber keinen Fortschritt, sagte am Abend IKRK-Sprecher Hicham Hassan. Die Gespräche sollten am Sonntag fortgesetzt werden.
Noch Journalisten im Viertel
Das syrische Aussenministerium warf der bewaffneten Opposition vor, die Evakuierung zweier verwundeter westlicher Journalisten aus Homs zu verhindern. Aktivisten sagten dagegen, die französische Reporterin Edith Bouvier und der britische Fotojournalist Paul Conroy hätten es abgelehnt, Baba Amr mithilfe des Syrischen Roten Halbmonds zu verlassen. Die beiden verletzten Journalisten forderten, vom IKRK abgeholt zu werden. Die Leichen von zwei am Mittwoch beim Beschuss durch Regime-Truppen getöteten Journalisten sind ebenfalls noch in Baba Amr.
Bouvier, Conroy und ihr unverletzter Kollege William Daniels hatten um Unterstützung beim Verlassen der Stadt gebeten. Zu der Gruppe gehört auch der Spanier Javier Espinosa. Getötet wurden die Amerikanerin Marie Colvon und der Franzose Remi Ochlik.
Das Syrische Observatorium für Menschenrechte meldete landesweit 89 Tote, 19 davon in der Stadt Homs. Die Örtlichen Koordinationskomitees erklärten, landesweit seien 77 Menschen von Sicherheitskräften getötet worden, 32 davon in der Provinz Homs. Die Zahlen konnten zunächst nicht bestätigt werden.
Die «Freunde Syriens», eine Kontaktgruppe aus mehr als 70 Staaten, forderte Präsident Baschar Assad unterdessen zu einer Feuerpause auf, damit humanitäre Hilfe in die von den Kämpfen betroffenen Gebiete gelangen kann.
«Freunde Syriens» für Gewalt verantwortlich
Nach Auffassung der syrischen Staatsmedien ermutigte die Konferenz der «Freunde Syriens» die «Terroristen» im Land zu weiterem Blutvergiessen. Die Kritik in einem Kommentar in der staatlichen Tageszeitung «Al Thaura» vom Samstag richtete sich besonders gegen den saudi-arabischen Aussenminister Saud al Faisal, der sich bei dem Treffen in Tunesien für Waffenlieferungen an die syrische Opposition ausgesprochen hatte.
An einem Übergang an der Grenze zwischen Jordanien und Syrien traten arabische Ärzte in einen unbefristeten Sitzstreik. Sie verlangen, dass ihnen die Einreise nach Syrien gewährt werde, damit sie dort Verletzte behandeln könnten, oder dass den Verwundeten die Ausreise zur medizinischen Versorgung erlaubt werde.
Deutliche Worte von Obama
US-Präsident Barack Obama richtete am Freitag deutliche Worte der Warnung an das syrische Regime. Die USA und ihre Verbündeten würden jedes verfügbare Mittel nutzen, um das Gemetzel an unschuldigen Menschen in Syrien zu stoppen, sagte Obama, ohne konkrete Massnahmen zu nennen.
Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua warf Europa und den USA mit Blick auf Syrien «hegemoniale Ambitionen» vor. Die chinesische Haltung gegenüber Damaskus sei dagegen ausgewogen. China und Russland hatten die Konferenz der «Freunde Syriens» am Freitag boykottiert.
Türkischer Aussenminister rügt Damaskus
Der türkische Aussenminister Ahmet Davutoglu sagte angesichts des für (den morgigen) Sonntag von Assad angesetzten Verfassungsreferendums, Damaskus versuche die Opposition zu zerschlagen und dann mit Reformen fortzufahren. «Diese Art Logik macht leider jede Art von Reform bedeutungslos», sagte er. «Auf der einen Seite sein Volk zu bekämpfen und auf der anderen einen Reformprozess zu behaupten ist ein Widerspruch.» Davutoglu kritisierte den Beschuss von Homs einen Tag vor dem Referendum.
dapd/ AFP/kpn/jak
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch