Geldblog: Sorge von HausbesitzernDrohen in der Schweiz plötzlich höhere Zinsen?
Während die Teuerung in den USA bereits bei 5 Prozent liegt, beträgt sie hierzulande nur 0,6 Prozent. Unser Geldberater wagt einen Blick in die Zukunft.

Der US-Notenbankchef denkt offenbar über höhere Zinsen nach. Nicht nur in den USA, auch in der Schweiz haben wir schon eine höhere Teuerung. Muss man als Anleger und Hausbesitzer nicht aufpassen, dass man plötzlich von höheren Zinsen überrascht wird? Das kann schnell gehen. Leserfrage von U. N.
Nach der jüngsten Sitzung im Juni hat US-Notenbankchef Jerome Powell tatsächlich eine künftige Zinswende signalisiert. Das bedeutet nicht, dass die Zinsen in Amerika jetzt gleich steigen. Vielmehr hat er angedeutet, dass die Zinswende in vielleicht zwei Jahren effektiv erfolgen dürfte.
Selbst wenn die USA die Zinsen schneller anheben, bedeutet dies nicht automatisch, dass auch bei uns die Sätze in die Höhe klettern. Die Rahmenbedingungen sind in den USA anders als in Europa: In den USA ist die Teuerung mit 5 Prozent viel stärker in die Höhe geklettert als bei uns. Hierzulande beträgt diese nur gerade 0,6 Prozent, in Deutschland liegt die Teuerung bei 2,5 Prozent.
Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, betont denn auch, dass die Teuerung über einen Zeithorizont von zwei bis drei Jahren den Bereich der Preisstabilität verlassen müsse, bevor eine Änderung der Geldpolitik notwendig werde. Immerhin hat die SNB ihre Teuerungsprognose um 0,2 Prozentpunkte auf 0,4 Prozent im laufenden Jahr und auf 0,6 Prozent im kommenden Jahr nach oben korrigiert. Selbst dann sind wir in der Schweiz noch weit von einer starken Teuerung entfernt.
Als Hausbesitzer mit einer Hypothek muss man sich keine grossen Sorgen machen.
Vor diesem Hintergrund kann man davon ausgehen, dass die Zinsen in der Schweiz noch länger auf einem historisch tiefen Niveau bleiben werden. Als Hausbesitzer mit einer Hypothek muss man sich aus meiner Sicht keine grossen Sorgen machen. In den nächsten zwei Jahren dürfte sich an den Zinsen in der Schweiz kaum viel ändern und die Hausfinanzierung sehr günstig bleiben.
Dafür spricht auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Auch sie hat signalisiert, dass sie noch länger an ihren tiefen Zinsen festhalten will. Eine Zinserhöhung kann sich die EZB vorderhand gar nicht leisten, sonst würde sie den Aufschwung in Europa gefährden. Zudem würde der Schuldendienst der EU-Staaten teurer. Nachdem wegen der Corona-Krise die staatlichen Schuldenberge weiter gestiegen sind, haben auch Politiker kein Interesse an höheren Zinsen.
Zu Recht wendet man ein, dass die Teuerung in diesem Jahr sowohl in den USA als auch in Europa nach oben zeigt. Dies ist allerdings in erster Linie die Folge von teureren Erdölprodukten und den Problemen in der internationalen Lieferkette im Zuge der Covid-Pandemie. Vieles spricht dafür, dass diese Effekte nicht bleibend sind, womit sich auch die Inflation gegen Ende Jahr oder im nächsten Jahr wohl wieder abschwächen dürfte.
Immerhin zieht auch bei uns die Wirtschaft deutlich an. Weil die SNB den Schweizer Franken aber weiter als hoch bewertet einstuft, besteht auch seitens der Währungen kein Handlungsspielraum, um an den Zinsen etwas zu verändern. Würde nämlich die SNB vorpreschen und vor der EZB höhere Zinsen nur schon signalisieren, würde sich der Franken zum Euro rasch noch stärker aufwerten. Doch genau dies versucht die Nationalbank seit Jahren vehement zu verhindern. Eine Änderung der Geldpolitik in der Schweiz ist vorderhand noch nicht absehbar.
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