Drei Schweizer Banker in den USA angeklagt
Wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung wurde in New York Anklage gegen drei Schweizer Mitarbeiter der Bank Wegelin erhoben. Sie sollen Steuerzahlern geholfen haben, über 1 Milliarde Dollar zu verstecken.

Nächster Akt im Steuerstreit zwischen der Schweiz und den USA: Drei Banker der St. Galler Privatbank Wegelin sind wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung angeklagt worden. Amerikanisches Recht könnte tangiert sein, räumt die Bank Wegelin ein und bringt ihre Anwälte in Stellung.
Die drei Banker sind gestern in New York angeklagt worden. Die New Yorker Staatsanwaltschaft wirft den drei 41- bis 51-jährigen Schweizern vor, «zusammen mit US-Steuerzahlern und anderen Personen einen Plan ausgearbeitet zu haben, um Gelder in der Höhe von 1,2 Milliarden Dollar zu verstecken», heisst es in dem Communiqué.
Bei den drei Bankern handelt es sich um Mitarbeiter der St. Galler Bank Wegelin, wie das Finanzinstitut heute der Nachrichtenagentur SDA bestätigte. Sie hätten in der Schweiz gearbeitet. Die betroffenen Mitarbeiter befinden sich auf freiem Fuss. Gemäss den Angaben von Wegelin sind sie weiterhin für die Privatbank tätig, werden jedoch anderweitig eingesetzt.
«Schweizer Recht nicht verletzt»
Konkret beschuldigen die US-Ermittler die drei Banker, zwischen 2005 und 2010 Kunden angeworben und ihnen unter anderem bei der Gründung von Scheinfirmen in Liechtenstein, Panama und Hongkong geholfen zu haben.
2008 geriet die Grossbank UBS ins Visier der US-Steuerfahnder. Viele amerikanische Kunden waren verunsichert. Dies machten sich die Wegelin-Mitarbeiter zunutze. Die Angeklagten hätten rund 70 US-amerikanische Kunden davon überzeugen können, dass ihre eigene Bank nur Büros in der Schweiz unterhalte und die Gefahr, von den Ermittlern entdeckt zu werden, entsprechend kleiner sei, so der Vorwurf.
Das amerikanische Recht lasse Spielraum für rechtliche Schritte in der Sache zu. «Die Bank Wegelin kann aber mit Gewissheit davon ausgehen, dass im gesamten Zeitraum kein Schweizer Recht verletzt worden ist», heisst es in einer Stellungnahme. Von der Bank beauftragte US-Anwälte hätten nun ihre Sicht der Rechtslage aufgearbeitet und sich auf die zu erwartende Auseinandersetzung vorbereitet.
Die Bank Wegelin hat das Geschäft mit amerikanischen Kunden vollständig aufgegeben. Seit April 2011 arbeitet die Bank ihr Amerika-Geschäft der letzten zehn Jahre auf und lässt die Vorgänge von internen und externen Experten durchleuchten.
Die Wegelin-&-Co.-Privatbankiers seien daran interessiert, zur Klärung der Geschäftsaktivitäten mit früheren US-amerikanischen Kunden beizutragen, heisst es.
Ehemaliger Direktor vom FBI verhaftet
Die Anklage der drei Banker ist der vorerst letzte Akt eines langen Streits um Steuergelder zwischen der Schweiz und den USA, der 2007 begann und 2009 in der Herausgabe von rund 4500 Kundendossiers der Grossbank UBS an die US-Steuerbehörden gipfelte.
Im Sog der Steueraffäre rund um die UBS kam auch die Privatbank Wegelin auf den Radar der US-Steuerbehörden. Im Oktober 2010 wurde ein ehemaliger Direktor des Instituts wegen versuchter Geldwäscherei vom Geheimdienst FBI verhaftet.
Ausserdem wurde Mitte vergangenen Jahres ein Fall bekannt, wonach ein US-amerikanischer Kunde rund 26 Millionen Dollar am Fiskus seines Heimatlandes vorbeischleusen wollte und das Geld zuerst bei der Grossbank UBS und später bei der Bank Wegelin deponierte. Ob der Fall im Zusammenhang mit den jetzigen Anklagen steht, ist nicht bekannt.
Insgesamt läuft bereits gegen elf Schweizer Banken eine strafrechtliche Untersuchung. Dazu gehören nebst der St. Galler Privatbank die Credit Suisse, die Bank Julius Bär sowie die Basler Kantonalbank.
SDA/wid
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