Drei Chinesen tauchen fünf Kilometer ab
Auf der Suche nach Rohstoffen will China jetzt auch den Meeresboden erobern. Ein bemanntes U-Boot sinkt dafür in die Untiefen des Pazifiks – und stellt einen neuen Rekord auf.

Ein modernes chinesisches Tauchboot dringt in die dunklen Tiefen des Pazifiks vor. Auch sichert sich die zweitgrösste Wirtschaftsmacht bereits Erkundungsrechte für Lagerstätten.
Im internationalen Wettrennen um die Rohstoffe in der Tiefsee hat China einen grossen Sprung nach vorn gemacht: Ein bemanntes chinesisches Tauchboot erreichte heute eine Meerestiefe von 5057 Metern, wie die staatliche Ozeanverwaltung (SOA) laut der Nachrichtenagentur Xinhua berichtet.
Die nach einem mystischen Seedrachen benannte Jiaolong mit drei Mann Besatzung tauchte nach einem vierstündigen Tauchgang erfolgreich wieder auf. Das 2002 gestartete Tauchprojekt 863, das jetzt sogar die Fähigkeiten der USA übersteigt, gehört zu einem ehrgeizigen Programm Chinas zur Erkundung von Mineralien am Meeresboden.
Neuer Versuch 2012
Nach Japan, den USA, Frankreich und Russland ist China jetzt die fünfte Nation, die derzeit Menschen in eine Tiefe von mehr als 3500 Meter schicken kann. Die 8,2 Meter lange und 22 Tonnen schwere Jiaolong ist sogar für eine Tiefe bis zu 7000 Meter ausgelegt, was aber erst 2012 versucht werden soll.
China will dann das japanische Tauchboot Shinkai übertreffen – das gegenwärtig einzige, das 6500 Meter tief taucht. Den Weltrekord hält allerdings seit fünf Jahrzehnten unangefochten der Schweizer Forscher Jacques Piccard, der 1960 mit der Trieste 11'000 Meter tief auf den Boden des Mariannengrabens im Westpazifik tauchte.
Während die Investitionen der USA in die Tiefseeforschung nachlassen, drängen Schwellenländer wie China vor. In den Tiefen des Meeres gibt es Metalle wie Gold, Silber, Kupfer, Nickel oder Kobalt. Sie sind in Manganknollen, kobaltreichen Krusten und polymetallischen Sulfiden zu finden.
Seltene Erden
Auch gibt es Vorkommen sogenannter seltener Erden. Diese Spezialmetalle werden besonders für Hightech-Produkte benötigt. Zwar sind sich Experten einig, dass der Abbau in der Tiefsee schwierig werden dürfte, verweisen aber darauf, dass die Vorkommen mit steigenden Rohstoffpreisen und wachsendem Bedarf interessant werden können.
Umweltschützer warnen bereits vor einer Zerstörung der empfindlichen Ökosysteme in der Tiefsee und fordern ein Moratorium, um zunächst Meeresschutzgebiete zu identifizieren. Die Umweltstiftung WWF spricht von einem «hoch riskanten Unterfangen».
Die Ölkatastrophe durch die Plattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko habe gezeigt, wie schwierig ein zuverlässiger Einsatz auch modernster Technik in der Tiefsee sei, obwohl hier «nur» in 1500 Meter Tiefe gefördert worden sei.
Erkundungsrechte
China denkt sehr langfristig. Schon 2001 sicherte es sich bei der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) die Erkundungsrechte für das Gebiet im nordöstlichen Pazifik zwischen Hawaii und Nordamerika, wo die Jiaolong jetzt taucht. Im südwestlichen Indischen Rücken zwischen der Südspitze Afrikas und der Antarktis darf China zudem nach polymetallischen Sulfiden suchen.
Solche Schwefelverbindungen entstehen in grosser Tiefe an «Schwarzen Rauchern». Dort schiesst heisses und mit Mineralstoffen angereichertes Wasser aus der Erdkruste und kühlt sich im kalten Ozean plötzlich ab, sodass sich Ablagerungen bilden. Auch Russland hat solche Rechte gebilligt bekommen.
SDA/bru
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