«Dosenbier ist bei Felsenau kein Thema»
Bernard Fuhrer, seit Anfang Jahr Inhaber der traditionsreichen Berner Brauerei Felsenau, spricht über Fussball, Bier und Biersorten, die es von Felsenau wohl nie geben wird.
Seit knapp 200 Tagen sind Sie nun Chef der Brauerei Felsenau. Wie läufts?Bernard Fuhrer:Es läuft sehr gut. Die Mitarbeiter haben mich gut aufgenommen. Alle unterstützen mich und sind motiviert. Die Felsenau-Crew hatte 25 Jahre lang mit Stefan Simon und Martin Thierstein zwei sehr kompetente Chefs. Umso schöner ist es, dass die Mitarbeiter nun auch mich als neuen Geschäftsführer und Inhaber akzeptieren und offen sind für Neuerungen.
Was haben Sie denn verändert? Weil sehr viel sehr gut läuft, brauchte und braucht es nicht viele Veränderungen. Das Team ist eingespielt. Braumeister Sepp Meier ist seit 23 Jahren bei der Brauerei Felsenau tätig. Und Pierre Dubler führt den Verkauf und den Innendienst seit acht Jahren. Meine Aufgabe ist es, betreffend Innovationen und Optimierungen am Ball zu bleiben und – wenn nötig – für frischen Wind zu sorgen.
Es gibt drei Dinge, die man(n) gerne hätte: einen eigenen Fussballverein, eine eigene Bar oder eine eigene Brauerei. Wie haben Sie Letzteres geschafft? Dafür braucht es unter anderem Glück. Ich habe ursprünglich Wirtschaft studiert. Im Rahmen meiner früheren Tätigkeit bei einer Beratungsfirma waren auch Brauereien unter meinen Kunden. Die Branche hat mir schon immer sehr gut gefallen. Ich konnte mir nun den Kindheitstraum, ein eigenes Unternehmen zu führen, erfüllen.
Können Sie selber Bier brauen? In groben Zügen habe ich das Know-how zum Bierbrauen. Das Brauhandwerk hat mich schon immer interessiert. Dem Onkel meiner Frau, er betreibt eine Mikrobrauerei, habe ich beim Brauen auch schon geholfen. Ich habe aber zwei Braumeister in der Felsenau – Vater und Sohn Meier. Sie beherrschen ihr Metier, haben jahrelange Erfahrung und sorgen für die Topqualität unserer Biere.
«Die Brauerei Felsenau wird, solange ich Inhaber bin, nicht an eine Grossbrauerei verkauft.»
Wie funktioniert heute die Zusammenarbeit mit den früheren Chefs der Brauerei?Stefan Simon und Martin Thierstein haben immer noch ihre Büros in der Felsenau, wir tauschen uns regelmässig aus. Aus dem Tagesgeschäft haben sie sich aber wie geplant zurückgezogen. Beide sitzen noch im Verwaltungsrat der Brauerei.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Brauerei?Die Brauerei Felsenau ist jetzt 137 Jahre alt. Und sie soll auch mindestens noch 137 Jahre bestehen bleiben. Wir wollen weiterhin erfolgreich am Markt auftreten und jedes Jahr ein bisschen wachsen. Und das oberste Ziel ist es, auch in Zukunft qualitativ hochstehendes Bier zu produzieren.
Wie kann sich die Brauerei Felsenau im hart umkämpften Markt denn behaupten?Der Pro-Kopf-Bierkonsum sinkt Jahr für Jahr. Dank des Bevölkerungswachstums bleibt der Gesamtmarkt aber einigermassen stabil. Es gibt jedoch einen Verdrängungskampf und einen Preiskampf. Wir müssen auch in Zukunft innovativ sein und uns als regionale Brauerei mit qualitativ hochwertigen Produkten positionieren. So sollten wir als kleine, private Brauerei gegen die Grossbrauereien nach wie vor erfolgreich bestehen können.
Was ist die Herausforderung für einen Inhaber einer Brauerei?Dass man innovativ und nahe am Markt ist. Wenn also ein neues Lokal eröffnet, müssen wir schauen, dass wir mit Felsenau-Bier vertreten sind.
Welche Konkurrenz spüren Sie eigentlich härter? Jene der Grossbrauereien oder jene der Mikrobrauereien?Wir sind mittendrin und spüren beide Mitbewerber gleichermassen. Es kommt auch auf die Optik an: Im Gesamtmarkt sind wir eine kleine Brauerei. In der Region Bern gelten wir aber eher als mittlere oder sogar grössere Brauerei. Gegenüber den Kleinen haben wir den Vorteil, dass wir präsenter sind und auch günstiger produzieren können. Manchmal haben wir auch die glückliche Situation, dass sich in einem Lokal unser Sortiment mit dem einer Mikrobrauerei optimal ergänzt. Gegenüber den Grossen müssen wir uns ganz anders positionieren. Wir haben zum Beispiel niemals ein solch grosses Werbebudget.
Ein IPA-Bier aus der Brauerei Felsenau wird es aber wohl nie geben.
Wird die Felsenau dereinst mal an eine Grossbrauerei verkauft?Nein! Jedenfalls nicht, solange ich Geschäftsführer und Inhaber bin.
Sie haben Innovationen angesprochen. Wird das Sortiment erweitert? Zum Beispiel mit einem populären IPA-Bier?Es ist möglich, dass wir das Sortiment auch mal erweitern. Eine schöne Möglichkeit sind etwa saisonale Biere wie unser Festbock-Bier, von dem nur ein exklusiver Sud pro Jahr gebraut wird. Ein IPA-Bier aus der Brauerei Felsenau wird es aber wohl nie geben. Das hat einen einfachen Grund: Weil wir ganz traditionell in einer offenen Gärung Bier brauen, ist es kaum möglich, obergärige Biere wie IPA-Biere herzustellen.
Wird es dereinst auch Felsenau-Bier, etwa das beliebte Bärner Müntschi, aus der Dose geben?Sag niemals nie. Aber nein, Dosenbier ist bei uns momentan kein Thema. Wir setzen eher auf die sehr beliebte, charakteristische Bügelflasche.
Sommerzeit und Fussball-WM. Da lacht wohl das Brauerherz?Ja, Fussball und schönes Sommerwetter sind für Brauereien eine ideale Kombination. Während wir in den Wintermonaten an zwei bis drei Tagen Bier abfüllen, sind es aktuell vier bis fünf Tage pro Woche. Wir spüren vor allem das schöne Sommerwetter, das nun schon mehrere Wochen anhält. Die WM ist dann noch das Sahnehäubchen. Fussball und Bier gehören halt irgendwie zusammen.
Letzte Woche fand das Gurtenfestival statt. Dort waren nur Biere der Grossbrauerei Feldschlösschen erhältlich. Auch in den grossen Berner Sportstätten – Wankdorfstadion und Postfinance-Arena – werden Carlsberg und Feldschlösschen ausgeschenkt. Schmerzt Sie das als Berner Brauerei? Könnten Sie Grossanlässe wie das Gurtenfestival überhaupt stemmen?Wir wären als Berner Brauerei natürlich sehr gerne beim Gurtenfestival und in den beiden grossen Stadien mit unseren Bieren vertreten. Aber nicht als Hauptlieferant, das könnten wir von der Produktionsmenge her nicht allein stemmen. Beim Wankdorf gibt es unser Bier immerhin im Coop-Restaurant vom Zapfhahn. So kann man vor den YB-Heimspielen ein Felsenau-Bier vor dem Stadion geniessen.
Zum Schluss: Welches ist Ihr liebstes Felsenau-Bier?Jetzt, wo es so warm ist, trinke ich am Abend am liebsten ein Bärner Junker-Bier.
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