Doch die Grandezza blieb aus
Mit einem grossen Klangkörper wagte sich das Berner Symphonieorchester im Kultur-Casino an drei romantische Werke. Und reüssierte nur zum Teil.

Improvisiert er? Bei der Zugabe des Pianisten Alexandre Kantorow beschlich einen dieses Gefühl. Zarte impressionistische Klänge entlockte er dem Flügel, Klänge, die zuerst in sich ruhten, die sich jedoch einen Weg in immer stürmischere Gewässer bahnten. Improvisiert war letztlich kein einziger Ton der Zugabe.
Mit einer anspruchsvollen Klavierversion von Strawinskys Ballettsuite «Der Feuervogel» stellte der erst 20-Jährige nach einer beeindruckenden Interpretation von Liszt' zweitem Klavierkonzert noch einmal sein ganzes Können unter Beweis. Nötig wäre es nicht gewesen. Schon in Liszt' Musik waren alle Ingredienzien enthalten, mit denen er seine pianistischen Fertigkeiten präsentieren konnte – von lyrischen Passagen bis hin zu martialisch-virtuosem Tastenfeuerwerk.
Feinsinniges Spiel
Elegant, locker und stets in poetischem Klang manövrierte der junge Pianist durch die Temperamente des Klavierkonzertes. Alles gelang ihm nicht gleich überzeugend, an einigen Stellen fehlte ihm offensichtlich die physische Kraft. Dennoch hielt er das wie ein Flickwerk wirkende Stück zusammen. Auch dank dem stimmigen Mitmischen des Berner Symphonieorchesters (BSO) in dem Stück, das Liszt als ein «Concert symphonique» verstanden wissen wollte, bei dem das Orchester eine zentrale Rolle einnimmt. Dieser Rolle wurde das Orchester gerecht – vorzüglich: das musikalische Duellieren des Solocellisten Alexander Kaganovsky mit dem Pianisten.
Unnötiger Ballast
Klangschön in düsteres Gewand hüllte das BSO unter Dirigent Markus Stenz die Vorspiel- und Verwandlungsmusik aus Richard Wagners Oper «Parsifal». Was hingegen fehlte, war die Grandezza, durch die diese Musik erst Magie und Kraft erlangt.
Mit einem überdimensionierten, für ein Wagner-Vorspiel geeigneten Klangkörper eine Schumann-Sinfonie spielen. Kann das gut gehen? Eher nicht. Nicht selten wünschte man sich während der Interpretation von Schumanns dritter Sinfonie, dass Stenz mindestens die Hälfte der Orchestermusiker in der Pause nach Hause geschickt hätte. Zwar musizierte das BSO kultiviert, die Frische der Musik versickerte dessen ungeachtet irgendwo im Dickicht der Instrumente. Und kam kaum je zum Vorschein.
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