Ein Internet-Gerücht über 150 Milliarden
Der saudische König will Facebook kaufen, um es sogleich zu schliessen und Unruhen im Keime ersticken zu können. Bei dieser Meldung handelt es sich allerdings um Satire – die im arabischen Raum nicht als solche erkannt wurde.

«Vielleicht entsprechen die Berichte von Sunday Humor der Wahrheit, vielleicht auch nicht», heisst es jeweils am Ende der gleichnamigen humoristischen Rubrik auf dem Portal Dawnwires.com. Mit anderen Worten: Diese Artikel gehören in die Kategorie Märchenstunde.
Im Siegestaumel der jungen Revolutionäre und der Medien in Tunesien, Ägypten oder Libyen scheint der nicht ganz unwichtige Hinweis am Ende eines Artikels vom 27. Februar aber offenbar von vielen Lesern übersehen worden zu sein: «Der König von Saudiarabien will Facebook für 150 Milliarden Dollar kaufen, um den Aufstand zu beenden – Goldman Sachs als Berater gewonnen» lautet der Titel eines Jux-Artikels auf «Dawn Wires», der rasend schnelle Verbreitung fand.
Nachhilfeunterricht für Journalisten
Wie der junge Google-Manager und Internetaktivist Wael Ghonim auf Twitter schreibt, habe sich der «Bericht» über die Kaufinteressen des saudischen Ölregimes wie ein Lauffeuer verbreitet, so dass Ghonim sich genötigt sah, online die Gemüter zu beruhigen. «Ägyptische Mainstream-Medien haben das als echte Nachrichten verbreitet. Einige Journalisten brauchen ernsthaften Nachhilfeunterricht.»
Konterrevolution 2.0
Der Satirebeitrag wurde nicht nur von Printmedien, sondern auch von einem Teil der Internetcommunity nicht als solcher erkannt: 25'000 Facebook-Einträge und 3000 Tweets thematisieren die angeblichen konterrevolutionären Onlineaktivitäten von König Abdallah bin Abdul Aziz al-Saud.
Bleibt die Frage: Wird Riad vielleicht doch in irgendeiner Form gegen die (realen) Proteste in sozialen Netzwerken vorgehen? Erst kürzlich rief laut der Nachrichtenagentur AFP eine Facebook-Seite für den 11. März zu Demonstrationen gegen die ultrakonservative Herrschaft des saudiarabischen Königs auf.
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