4:2-Derbysieg für LangnauDieser SCB gibt Rätsel auf – das freut die SCL Tigers
Die Emmentaler bezwingen die Stadtberner zum ersten Mal seit fast zwei Jahren zuhause. Dabei haben die Mutzen dem Rivalen kaum etwas entgegenzusetzen.

Es gibt Spiele, die bleiben in Erinnerung. Und jenes Derby vom 30. Dezember 2020 gehört zweifellos in diese Kategorie. Langnau gegen Bern, Letzter gegen Zweitletzter. Der Rahmen dazu könnte nicht passender sein, die Ilfishalle ist wegen der Corona-Massnahmen leer. Nur ein paar Journalisten und Betreuer sitzen auf der Tribüne, sie werden Zeugen eines historischen Ereignisses. Die SCL Tigers gewinnen 4:3, verbannen den SCB damit ans Tabellenende – nie seit dem Aufstieg 1986 lagen die stolzen Berner so spät in der Saison auf dem letzten Platz.
Seither allerdings konnten die Emmentaler zuhause im Derby nicht mehr reüssieren – bis am Dienstagabend. In einer unterhaltsamen Partie setzen sie sich gegen den Rivalen absolut verdient mit 4:2 durch.
Schwaches SCB-Powerplay
Wer es simpel mag, kann die Differenz zwischen den beiden Teams an einem Umstand ausmachen: Dem Powerplay. Zweimal treffen die SCL Tigers mit einem Mann mehr auf dem Eis, das Überzahlspiel gefällt, die Scheibe zirkuliert flüssig, und die Langnauer zeigen sich kaltblütiger als auch schon. Beim 2:0 (24.) reagiert Harri Pesonen am schnellsten, als SCB-Keeper Daniel Manzato einen Schuss von Marc Michaelis nach vorne abprallen lässt. Beim 3:1 trifft Vili Saarijärvi aus der Distanz, wobei Manzato unglücklich aussieht, den Schuss trotz freier Sicht nicht parieren kann.
Bezeichnenderweise kommt jenes Überzahlspiel nur zustande, weil ein alter Bekannter seine Nerven nicht im Zaum halten kann. Chris DiDomenico, einst Publikumsliebling in Langnau, gastiert erstmals mit dem SCB in der Ilfishalle. Und er hinterlässt nicht zum ersten Mal in dieser Saison den Eindruck, als wolle er den festgefahrenen Berner Karren am liebsten alleine aus dem Dreck ziehen, der Kanadier kommt allerdings «nur» auf 22 Minuten Eiszeit. In beschriebener Szene ist DiDomenico jedoch bereits lange auf dem Eis, er moniert dann ein Foul an ihm, das nicht gepfiffen wird und reagiert sich schliesslich an Bastian Guggenheim ab.
5 Spiele hat der SC Bern nun unter dem neuen Trainer Toni Söderholm absolviert, vier davon verloren. Und gerade der Auftritt im Derby müsste den Finnen nachdenklich stimmen. Weil seine Mannschaft nach einem ordentlichen Startdrittel und etwas Pech – kurz vor dem 0:1 trifft Simon Moser den Pfosten – stark abbaut. Bei 5:5-Feldspieler erzeugen die Berner ebenso wenig Gefahr wie im Powerplay. Selbst der 1:2-Anschlusstreffer Mosers erzeugt keine Wirkung.
Starke Tigers-Ausländer
Ganz anders präsentieren sich die SCL Tigers. Natürlich ist es das ausländische Personal, das den Ton angibt. Michaelis nutzt beim Führungstreffer (17.) den ihm gewährten Freiraum – er kann seinen Abpraller gleich selbst verwerten. Und Aleksi Saarela macht es schliesslich seinen Landsmännern Pesonen und Saarijärvi nach und sorgt mit dem Empty-Netter zum 4:1 zwei Minuten vor dem regulären Ende für die Entscheidung. Dass Benjamin Baumgartner danach noch der zweite Berner Treffer gelingt, ist nicht mehr als Resultatkosmetik.
Und so lassen sich die Langnauer nach diesem langersehnten Derby-Heimsieg vom Anhang feiern, derweil die Berner auf schnellem Weg die Garderobe aufsuchen. Nur vier Zähler liegen die auf Rang 8 liegenden Mutzen noch vor den Tigers (11.). Das sorgt durchaus für eine Portion Brisanz für am Donnerstag, wenn sich die Rivalen bereits wieder gegenüberstehen werden.
In einer früheren Version dieses Artikels stimmten die Matchtage nicht. Wir haben diese Passagen nachträglich angepasst.
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