Diese Tränen werden nie versiegen
Der Schweizer Dirigent Charles Dutoit ist ein Weltstar. Und ein Weltreisender. Wenn es darauf ankommt, ist er ganz vor Ort: Derzeit in der Zürcher Tonhalle, wo er Brittens «War Requiem» dirigiert.

Eine Russin, ein Brite und ein Deutscher hätten 1962 die Solopartien in der Uraufführung von Benjamin Brittens «War Requiem» singen sollen (es klappte dann nicht, weil Galina Wischnewskaja kein Visum bekam). Und eine Russin, ein Brite und ein Deutscher singen nun die Solopartien in der Zürcher Aufführung: als Zeichen dafür, dass man neben dem Notentext auch die Botschaft ernst nimmt, die das Werk damals bei der Einweihung der zerbombten und wieder neu gebauten Kathedrale von Coventry vermittelte. Man wünscht den Toten ihre ewige Ruhe, ja: Aber die Überlebenden sollen nie wieder vergessen dürfen, wie sinnlos und würdelos ein Tod im Krieg ist. Und dass er nur im Dialog zwischen den Nationen zu verhindern ist.