«Diese Denkweise ist beste Werbung für die Einheitskrankenkasse»
Sozialversicherung Krankenkassen liebäugeln mit höheren Prämien für Rentner, TA vom 2. Dezember Die Absicht ist verwerflich. Die Herren Manager von Helsana, Groupe Mutuel und Sanitas haben wohl noch nie etwas von Generationensolidarität gehört oder wollen diese nun schamlos unter den Tisch wischen. Bis heute gilt noch die Regel, dass die jüngeren Generationen einen Beitrag leisten für die älteren Generationen, aber dafür selbst auf Beiträge der Jüngeren rechnen dürfen, wenn sie selbst älter werden. Die Absicht der heutigen Manager, die früheren Beiträge der heutigen älteren Generation zu ignorieren, ist verwerflich. Werner Stadler, Mönchaltorf Bonussystem einführen. Das ist doch eine Diskriminierung älterer Menschen. Ich kenne viele Rentner und Rentnerinnen, die wie ich nicht mehr Krankenkassenkosten verursachen als junge Leute. Ich habe fast 70 Jahre Krankenkassenprämien bezahlt und auch dieses Jahr weniger Kosten gehabt, als die billigste Franchise kostet. Falls ältere Leute mehr zahlen müssten, sollten aber auch Raucher, Bewegungsmuffel und Übergewichtige mehr Prämien bezahlen. Oder man sollte ein Bonussystem einführen. Liselotte Wipfli-Hofmann, Zürich Einsparmöglichkeiten nutzen. Man kann davon ausgehen, dass Menschen im oberen Drittel ihres Lebensalters den Krankenkassen mehr Kosten verursachen als jüngere Versicherte. Deshalb aber damit zu «liebäugeln», einfach die Beiträge dieser Versichertengruppe zu erhöhen, halte ich für nicht angebracht. Es gibt sicher Einsparmöglichkeiten, um diese Massnahme nicht durchführen zu müssen. Die Krankenkassenprämien sind in der Prämienregion 1, beispielsweise in der Stadt Zürich, schon derart hoch, dass sich nur noch Wohlhabende Zusatzversicherungen leisten können. Versicherte, die in den Prämienregionen 2 oder 3 wohnen, sparen bis zu 1000 Franken jährlich, obwohl ihre Behandlungen und Abklärungen in der Stadt durchgeführt werden. Dadurch werden auch etwaige Statistiken für Prämienberechnungen verfälscht. Prämienregionen sollten nur den jeweiligen Kanton betreffen. Auch sollten die Krankenkassen bei Mehrfachbehandlungen und –abklärungen sowie bei «Arzttourismus», auch zum Wohle der Patienten, eingreifen. Hier liegen sicher noch Einsparmöglichkeiten brach. Ausserdem sollten die Krankenkassen bestrebt sein, die Verwaltungskosten (auch Boni) niedrig zu halten, denn diese müssen auch von den Versicherungsprämien abgezweigt werden. Vermutlich könnte aufgrund der genannten Einsparmöglichkeiten die Solidargemeinschaft aufrechterhalten werden. Margrit Wirth, Zürich Perfide Haltung. Drei grosse Krankenkassen wollen die Prämien für ältere Menschen erhöhen, weil sie häufiger krank sind. Diese Haltung ist vom ethischen Standpunkt aus perfid: Die Krankenkassen wollen ausgerechnet jene Mitglieder (heute Kunden) benachteiligen, welche in guten Treuen, im Vertrauen auf die Solidarität, als Gesunde während Jahrzehnten ihre Beiträge einbezahlt haben. Treue Kunden erhalten in der Marktwirtschaft eher Rabatte. In dieser Dienstleistungsbranche funktioniert anscheinend die kundenorientierte Marktwirtschaft schlichtweg nicht mehr. Wollen Kranke Kunden sein? Ist Gesundheit messbar, vergleichbar, käuflich, für wie viel, und damit regulierbar über Angebot und Nachfrage? Wozu sind denn eigentlich Sozialversicherungen da? Um wie bei Sachversicherungen rentable Geschäfte mit Prämien zu machen? Für wen lohnen sich Kosten der alljährlichen, marktwirtschaftlich begründeten Jagd auf gute Risiken? Das Fallpauschalensystem in Spitälern und Managed Care in Praxen sparen kein Geld, obwohl dies behauptet wurde. Mit Sicherheit nützt all dies nicht den Patienten und dem Personal, das diese pflegt. Ja wem soll es denn nützen? Den Statistikern und Ökonomen für qualitativ bessere Prognosen von Kostenentwicklungen im Gesundheitswesen? Die Natur verteilt Gesundheit, Krankheit, Alter ungleichmässig, die Ökonomie vergrössert deren Risiken. Aufgabe des Staates ist, hier (solidarisch) auszugleichen. Dr. med. Markus Gassner, Grabs Werbung abschaffen. So nicht! Mein Leben lang habe ich einbezahlt und auch die zahlreichen Aufschläge akzeptieren müssen. Mein Gegenvorschlag: unnötige Krankenkassen sowie die teure Werbung abschaffen. Das spart Kosten und verhindert eine weitere Verteuerung. Detlev K. E. Bandi, Zürich Solidaritätsprinzip in Gefahr. Der Krankenkassenverband will höhere Prämien für die «Risikogruppe» Rentner einführen. Das Solidaritätsprinzip soll abgewürgt werden. Nach dieser Logik müssten auch Schwangere, Raucher, Alkoholiker und andere «Risikogruppen» belastet werden! – Diese rückständige Denkweise ist wohl die beste Werbung für eine Einheitskrankenkasse. Bruno Bräker, Winterthur Auch Jugendliche kosten viel. Haben die Krankenkassenverantwortlichen bei ihren Überlegungen – die Alten mit höheren Prämien belasten zu müssen, weil diese angeblich die meisten und höchsten Kosten verursachen – bedacht, wie viele heutige Rentner über 20 bis 30 Jahre lang brav die Prämien bezahlt haben, ohne in dieser Zeit auch nur einmal Krankenkassenleistungen bezogen zu haben? Und belasten nicht auch Jugendliche wegen Sportunfällen mit gravierenden Spätfolgen (Paraplegie, Tetraplegie), bedauernswerte krebskranke Kinder oder bedauernswerte Opfer von HIV-Infektionen über Jahre hinweg die Kranken- und Unfallversicherungskassen? Edith Kaspar, Zürich «In dieser Branche funktioniert anscheinend die kundenorientierte Marktwirtschaft nicht mehr.»
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