Sieben Sekunden der Ewigkeit
Branford Marsalis macht das Jazzsaxofon zu einem spirituellen Instrument. Heute Abend spielt er im Zürcher Neumünster ein Solo-Rezital.

Werden wir aufs Ende hin vielleicht doch alle religiös? Der dänische Philosoph Kierkegaard jedenfalls nahm das an und beschrieb den menschlichen Lebensweg in drei Stadien: vom Selbstgenuss über eine Phase der Verantwortlichkeit und hin zu einer der Religion, in der sich der Mensch als Mischung aus Endlichkeit und Unendlichkeit begreift. Auch in Jazzbiografien kann man dieses Muster finden, am bekanntesten bei John Coltrane. Der Saxofonist rettete sich 1965 aus der Drogenmisere in die psalmodierenden Töne seines berühmten Werks «A Love Supreme».