Das armseligste Bordell der Welt
In der Wüstenstadt Agadez in Niger – einem der wichtigsten Etappenorte für die Migration aus Afrika in Richtung Europa – verkaufen die Ärmsten der Armen ihren Körper.
Vivienne hat sich eine Perücke über den Kopf gestülpt, viel zu viel rotes Make-up auf die Wangen geschmiert und zwei blaue Balken über die Augen gemalt. Die 26-jährige Nigerianerin trägt einen viel zu engen Büstenhalter, der ihre Brüste aus dem T-Shirt quellen lässt, und einen verschlissenen Jeansrock, der ihre Knie freigibt. Jedes Kind in Agadez sieht schon von weitem, welchem Beruf Vivienne nachgeht: «Anständige» Frauen gehen in der muslimischen Halbwüstenstadt nur verschleiert aus dem Haus.
Hinter Vivienne drängen sich in dem zum Innenhof eines schäbigen Anwesens führenden Tor mehrere ähnlich herausgeputzte Frauen, um einen Blick auf den ungewöhnlich bleichen Besucher erhaschen zu können. Sie sind das Personal eines der armseligsten Bordelle der Welt. «Wenn ich könnte, wäre ich längst weg», sagt Vivienne: «Hier gibt es jeden Tag nur Probleme.»