10’000 Franken SchadenDiebe stehlen in Burgdorf 20 Tonnen Brennholz
Wegen der Energiekrise ist Brennholz begehrt. Das lockt auch Diebe an. Bei einer Werkstätte für Menschen mit Behinderung haben sie zugeschlagen.

Die Kosten für Heizöl und Gas schiessen wegen der Energiekrise in die Höhe – viele nehmen das Cheminée wieder in Betrieb. So ist Brennholz derzeit gefragt. Das begehrte Gut lockt hamsternde Kundschaft an. Aber nicht nur. Auch Diebe.
Beim SAZ in Burgdorf wurden mehrere Tonnen Brennholz gestohlen, wie Radio Neo1 berichtete. Das SAZ ist Heim und Werkstätte für Menschen mit einer Behinderung. Es sei ein Schaden von knapp 10’000 Franken entstanden, sagt Geschäftsleiter Daniel Hügli gegenüber dieser Zeitung. «Das ist ein namhafter Betrag für unsere Organisation.» Zumal der Verlust nicht durch eine Versicherung gedeckt sei.
Gestohlen wurde das Holz über die Feiertage, wie Hügli vermutet. Bemerkt wurde es aber erst kürzlich, als die zuständigen Mitarbeitenden aus den Ferien zurückgekehrt sind. Rund 20 Tonnen fehlten. Sprich etwa 50 Ster bearbeitetes Holz, zersägt in Spältlinge und Scheiter. Doch wie konnte eine solche Menge unbemerkt abtransportiert werden? Daniel Hügli nimmt an, dass die Diebe mehrmals vorbeikamen. Zwar seien während der Weihnachtsferien weniger Mitarbeitende vor Ort gewesen. «Wenn ein grosser Lastwagen vorgefahren wäre, hätte das aber höchstwahrscheinlich jemand bemerkt.»
Die Leute in der Werkstätte des SAZ verkleinern die Stämme zu Scheitern. Das Brennholz wird dann hauptsächlich fürs Heizen von Privathaushalten verkauft. Für die eingegangenen Bestellungen bis Ende März hätten sie noch etwas Holz an Lager. Neue Aufträge könnten sie aber im Moment nicht entgegennehmen. «Das ist für uns und auch für langjährige Kunden ärgerlich», so Hügli. Man führe aber bereits Gespräche mit Anbietern, um möglichst bald wieder genügend Holz zu beschaffen. Auch wenn das aufgrund der aktuellen Marktlage nicht einfach sei.
Ketten oder Kameras?
Die Scheiter werden in der Nähe des Hauptgebäudes des SAZ gelagert. Unterstände schützen sie vor Wind und Wetter. Doch offenbar nicht vor Dieben. Ob es mehr Sicherheitsvorkehrungen brauche, werde nun geprüft, sagt Hügli. Das Holz mit Ketten sichern, Bewegungsmelder oder Überwachungskameras installieren wären Varianten. «Das ist aber auch eine Kostenfrage.» Bislang habe es solche Massnahmen nicht gebraucht. In der Vergangenheit habe es nie Probleme gegeben.
Die Berner Kantonspolizei war am Mittwoch vor Ort. Wegen der laufenden Ermittlungen erteilt sie derzeit keine Auskünfte zum Fall. Gab es seit der Energiekrise mehr Brennholzdiebstähle im Kanton Bern? Im vergangenen Jahr habe es im Vergleich zu 2021 einen leichten Anstieg an gemeldeten Holzdiebstähle gegeben. Die Meldungen würden im niedrigen zweistelligen Bereich liegen. Allerdings habe es 2020 wegen der geltenden Corona-Massnahmen generell weniger Diebstähle gegeben, hält die Kantonspolizei fest.*
Betrugsfälle in der Westschweiz
Andernorts haben die kriminellen Machenschaften klar zugenommen. In der Westschweiz gab es mehrere Betrugsfälle beim Verkauf von Brennholz. Falsche Anbieter locken ihre Opfer meist mit Schnäppchenpreisen in Kleinanzeigen, wie die Neuenburger Polizei im vergangenen Herbst mitteilte. Betrüger würden die Identität echter Anbieter mit gefälschten Websites missbrauchen. Im Zweifelsfall solle man deshalb direkt mit den Verkäufern Kontakt aufnehmen.
Walter Schilt, dem Präsidenten der Organisation Holzenergie Kanton Bern, sind keine Diebstähle in ähnlichem Ausmass wie in Burgdorf bekannt. Von Betrugsfällen in der Region habe er bislang ebenfalls nichts vernommen. Klar sei aber: «Brennholz ist nach wie vor sehr gefragt.» Auch wenn sich die Lage wegen des milden Winters etwas entspannt habe.
* Diese Informationen haben wir nachträglich eingefügt, weil sie von der Kantonspolizei am Freitagmorgen nachgeliefert wurden.
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