Die zweite Garde der Schweizer Abfahrer
Wo Marc Gisin, Nils Mani, Ralph Weber und Marc Berthod stehen.
Marc Gisin
Es gibt eine Gemeinsamkeit zwischen Marc Gisin und Carlo Janka. Es ist nicht die Körpergrösse (1,98 vs. 1,85 m), sondern die Vorliebe für Wengen. Beide fuhren in der Abfahrt schon mehrere Spitzenresultate ein. Für Gisin waren zwei 11. Plätze bis vor kurzem die einsamen Karrierenhöhepunkte. Glück brachten ihm diese Ränge aber nicht. Kurz nach dem ersten 2012 riss sein Kreuzband, nach dem zweiten 2015 stürzte er in Kitzbühel schwer, erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma.
2016 soll alles anders sein. Den 11. Platz hat Gisin bereits in der Altjahreswoche in Santa Caterina erledigt, sich damit zurück in die Top 30 gehievt. Der 27-Jährige verspricht heute, «Gas zu geben», nach seinem Exploit in der Kombination erst recht. Schliesslich ist er die Strecke wohl öfter hinuntergerast als jeder andere am Start. 25 Rennen hat Gisin hier absolviert, im Europacup stand er 2014 als Dritter auf dem Podest. «Eigentlich wüsste ich also, wo die Strecke hier durchführt», sagt er und lacht. (ebi.)
----------
Nils Mani
Die Worte von Thomas Stauffer passen so gar nicht zu diesem Bild. «Er ist einer, der brutal riskiert.» Das sagt der Männer-Cheftrainer über Nils Mani.
Der 23-Jährige sitzt dann im Teamhotel in Wengen, in gebückter Haltung, ist wortkarg. «Ein bisschen» kribbele es, sagt der gelernte Landmaschinenmechaniker aus dem Diemtigtal im Berner Oberland vor seinem ersten Start am Lauberhorn im Weltcup. Allzu grossen Respekt hat er aber nicht. «Auch andere Weltcupabfahrten sind streng», sagt er.
Von diesen hat er 16 bestritten, mit dem 24. Rang 2014 in Kvitfjell als Bestresultat. In diesem Winter hat er noch nie gepunktet. Dass dem Junioren-Weltmeister (Abfahrt 2013) der Durchbruch noch nicht gelungen ist, liegt auch an Verletzungen. 2014 litt er an einer Knieentzündung, dann hatte er einen Trümmerbruch im Arm, und zurzeit ist das Schienbein entzündet. Dennoch sagt Mani: «Angriff von oben bis unten, das ist das Beste.» Der Chef hats ja gesagt. (rha)
----------
Ralph Weber
Verletzungen kommen immer unglücklich zustande. Jene von Ralph Weber aber besonders. Der 22-Jährige wollte sich zu Hause im eigenen Kraftraum auf Wengen vorbereiten. Er schuftete intensiv, der Boden war glitschig vom Schweiss, und Weber rutschte darauf aus. Sein Pech war, dass in diesem Moment die Langhantel mit 100 Kilo auf seinen Schultern ruhte: Weber zerrte sich beidseits die hintere Oberschenkelmuskulatur. Er versucht es in Wengen trotzdem, mit eingebundenen Oberschenkeln und Schmerzmitteln.
Der St. Galler gehört zu den raren Abfahrtstalenten von Swiss-Ski, kämpfte sich in diesem Winter schon einmal zurück: Im Oktober riss ihm beim Riesenslalomtraining das Innenband. In Gröden feierte er ein starkes Comeback: Rang 11 im Super-G war eine persönliche Bestleistung. In der Abfahrt wollte es dagegen in diesem Winter noch nicht klappen – und mit seiner Ausgangslage muss sich Weber weiter gedulden. (ebi.)
----------
Marc Berthod
Sollte er es noch einmal versuchen? Nach diesem Rückschlag Ende Dezember 2014, als ihm beim Super-G-Training im linken Knie das vordere Kreuzband, das Innenband und der Meniskus rissen? Marc Berthod wusste es selber nicht. Gerade hatte sich der einst begnadete Techniker, dem 2007 mit dem Sieg im Slalom von Adelboden der ganz grosse Coup gelungen war, in den Speed-Disziplinen an die Besten herangetastet. Er war am Tag vor dem Zwischenfall in der Abfahrt von Santa Caterina mit zehntbester Zwischenzeit ausgeschieden.
Und jetzt ist Berthod in Wengen. Der 32-Jährige hat also beschlossen: Er will es noch einmal versuchen. Im ersten Training und in der Kombinationsabfahrt verlor er allerdings 7,89 und 5,72 Sekunden auf den Schnellsten – und verzichtet kurzfristig auf den Start. Berthod sorgt damit auch für einen Negativrekord am Lauberhorn: Nur fünf Schweizer starteten noch nie in der 85-jährigen Geschichte zum Klassiker. (rha)
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch