Rennfahrer Nico MüllerDie Zukunft ist gesichert – und doch unklar
Der Berner geht auch künftig für Audi an den Start. In welcher Serie er dies tun wird, ist nicht definiert. Ein Verbleib des zweimaligen Gesamtzweiten in der DTM ist zumindest denkbar.

Die Beziehung überdauert das verflixte siebte Jahr. Audi hat sich unlängst zum seit 2014 engagierten Nico Müller bekannt und diesen mit einem neuen Vertrag ausgestattet. Der Thuner bleibt Werksfahrer im sogenannten Kundenbereich. Im Wesentlichen bedeutet das: Der Vater eines 5 Monate alten Sohnes kann weiterhin vom Autorennsport leben. Selbstverständlich ist dies in Zeiten der Pandemie auch für einen Spitzenpiloten wie ihn nicht. Den Kontrakt seines letztjährigen Teamkollegen Robin Frijns etwa verlängerte der Konzern nicht. Der Niederländer hatte in der vergangenen Saison drei DTM-Rennen gewonnen.
Die Zahl von Fahrern, welche zu derlei Konditionen verpflichtet werden, ist im Zuge der Corona-Krise merklich gesunken. Müller schätzt sich entsprechend glücklich, an Bord zu bleiben. Er sagt, das vermittle das Gefühl von Sicherheit in unsteten Zeiten.
Unverändert unsicher ist, wo der Berner Oberländer an den Start gehen wird. Er ist interessiert daran, weiterhin DTM zu fahren; die populäre deutsche Rennserie erfährt gerade eine Runderneuerung, das Teilnehmerfeld ist entsprechend vage. Der 28-Jährige ist ein Aushängeschild der im Free-TV übertragenen Meisterschaft. In den letzten beiden Saisons belegte er Rang 2 in der Gesamtwertung. Das erste Rennen soll Ende Juni und damit einige Wochen später als ursprünglich geplant vonstattengehen.
Der Berner Oberländer wird mit einem Cockpit bei Abt in Verbindung gebracht und damit mit jenem Team, für das er zuletzt fuhr. Im Gespräch wird er nicht konkret, bezeichnet sich aber als Fan der DTM – jener Serie, welche er als Junge verfolgte, vereinzelt gar vor Ort. Seinen Stellenwert vermochte er im vergangenen Jahr weiter zu heben, indem er bisweilen dominierte, die ersten drei Saisonrennen gewann und René Rast, dem Titelverteidiger, bis am Ende einheizte.
Als Reaktion auf die starken Leistungen des in Blumenstein wohnhaften Familienvaters begann SRF in der zweiten Saisonhälfte, die Rennen gleichfalls live auszustrahlen. Müller nimmt das gesteigerte Interesse wahr, selbst im Alltag. Er ist in der Region sehr präsent, gegenwärtig etwa häufig auf Langlaufloipen anzutreffen. Erkannt wird er dabei weit öfter als noch vor ein paar Jahren. Dass er dem Rennsport zu mehr Beachtung habe verhelfen können, freue ihn, sagt er. Und es mache ihm nichts aus, angesprochen zu werden. Gleichzeitig hält er fest: «Das ist nichts, was ich gesucht habe.» Er brauche das Rampenlicht nicht und sei gut damit klargekommen, kein Promi zu sein, erzählt er.
Seinen ersten Renneinsatz hat er nach aktuellem Stand Ende Februar, wenn die Formel E in Saudiarabien in die Saison starten wird. In der jungen Serie fährt er für Dragon, ein US-amerikanisches Team, das zuletzt eher nicht kompetitiv war. Der Auftakt hätte auch hier früher erfolgen sollen, am vergangenen Wochenende. Stattdessen kann Müller mehr Zeit mit seiner jungen Familie verbringen. «Der Lockdown hat auch seine guten Seiten», sagt er mit einem Lächeln.
Adrian Horn ist seit 2007 für Tamedia tätig. Er fungiert als Koordinator und Redaktor des Sport-Extra und arbeitet extern als Lektor.
Mehr InfosFehler gefunden?Jetzt melden.