Die Wölfe kommen ins Tal
Das Wolfsrudel vom Calandamassiv wagt sich in die Rheinebene vor. Im Winter nähern sich die Wölfe den Siedlungsgebieten der Menschen.
Die Wölfe, die im letzten Herbst erstmals am Calandamassiv beobachtet wurden, machen sich bemerkbar. Das Wolfsrudel ist nun auch im Talgrund zu sehen, am häufigsten in der Gegend von Untervaz, sogar am helllichten Tag. Wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet, wagen sich die insgesamt acht Wölfe in die Rheinebene vor und halten sich in der Nähe von Siedlungsgebieten auf. Immer wieder sei ihr Geheul zu hören.
Es ist der Winter, der das Wolfsrudel von der Höhe hinabtreibt. «Die Wölfe verhalten sich normal», sagt Hannes Jenny vom Bündner Amt für Jagd und Fischerei gegenüber dem «St. Galler Tagblatt». Die Wölfe folgten dem Wild in tiefere Lagen. Beute finden sie genug: Die Wildbestände am Calanda seien üppig.
Für Menschen ungefährlich
Die Streifzüge der Wölfe sind jedoch kein Grund zur Sorge. In Mitteleuropa sei es noch nie vorgekommen, dass Wölfe Menschen angegriffen hätten, sagt Jenny. Doch es sei eine neue Situation, dass sich ein Wolfsrudel in Siedlungsnähe aufhalte: «Der Mensch muss erst wieder lernen, damit umzugehen.»
Gefährlich könnte es höchstens für Nutztiere auf Alpweiden werden. Die sechs Jungen des eingewanderten Wolfspaares wachsen schnell. «Wenn das Rudel zusammenbleibt, könnten nebst Schafen und Ziegen auch grössere Nutztiere wie Kälber gefährdet sein», sagt Jenny. Doch es sei schwer vorauszusehen, wie sich die Lage entwickle. «Viele junge Wölfe sterben im Lauf ihres ersten Lebensjahres.»
Alpbewirtschafter haben jedoch die Möglichkeit, ihre Tiere vor Wölfen zu schützen, zum Beispiel mit Hunden oder Lamas. Danielle Gugolz, Projektleiterin Grossraubtiere beim WWF, sagte bereits bei früherer Gelegenheit gegenüber Redaktion Tamedia: «Nur zehn Prozent der geschützten Betriebe werden von Wölfen angegriffen.» Sollten die Wölfe ihren Lebensraum wirklich ausdehnen, wäre dies laut Gugolz ein Grund zur Freude und nicht zur Sorge. «Wölfe sind sehr scheu und würden sich sofort verstecken, wenn sie einen Menschen antreffen.»
«Ein anpassungsfähiges Tier»
Für die Zukunft zeigt sich die WWF-Projektleiterin optimistisch: «Ich denke, in zehn Jahren werden wir mehrere Wolfsfamilien in der Schweiz haben.» Dann könnte es auch sein, dass der Wolf vermehrt in Regionen im Flachland vordringt. «Der Wolf ist ein anpassungsfähiges Tier, das potenziell überall leben kann, solange es in dem Gebiet genug Ruheplätze gibt», sagt sie.
Die Calanda-Wölfe bilden das erste Wolfsrudel in der Schweiz seit über 150 Jahren. Wie DNA-Analysen ergaben, stammen die beiden Elterntiere aus einer Population in Italien. Über das Oberwallis sind sie ins Bündnerland eingewandert. Die Wölfe tragen die Kennziffern F07 und M30. Von den Jungtieren sind die Männchen M33 und M34 genetisch bestimmt. Weitere DNA-Analysen sind in Arbeit. Kurz vor Weihnachten hatten Wildhüter des Kantons Graubünden erstmals alle acht Tiere zusammen beobachtet.
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