Die Vorfahren arbeiteten für den Glögglifrösch
Am Waldrand beim Hof Stützli will Pro Natura einen Weiher bauen, in dem künftig Geburtshelferkröten laichen können. Von der selten gewordenen Amphibie gibt es im Oberaargau noch mehr als anderswo.

Ein kleiner Stollen öffnet sich am Waldrand beim Bauernhof Stützli zwischen Kleindietwil und Rohrbach. «Auf den zehn Metern, die man vom Eingang aus einsehen kann, ist er eine richtige Tropfsteinhöhle», sagt Landwirt Walter Sommer. Noch heute tropft das Wasser von der Decke des Stollens.
Dieses Wasser sei vermutlich auch der Grund dafür gewesen, dass seine Vorfahren den Stollen gegraben hätten, vermutet Walter Sommer. Fündig wurden sie allerdings nicht in genügendem Ausmass: Sein Wasser bezieht der Landwirt von einer anderen Quelle.
Doch nun erweist sich die Graberei seiner Ahnen als Glücksfall für eine selten gewordene Tierart: die Geburtshelferkröte – in der Mundart auch Glögglifrösch genannt. Für sie soll das Wasser aus dem Stollen in einem kleinen Weiher gefasst werden.
Vernetzter Standort
Im Oberaargau sind die glockenhellen Rufe des Männchens, die der Amphibie ihren Übernamen gaben, noch häufiger zu hören als anderswo. Ganz in der Nähe des Stützli gibt es zudem ein seit Jahren bekanntes, sehr kleines Vorkommen. Letztes Jahr konnten dort noch Larven, Kaulquappen, nachgewiesen werden. Mit dem neuen Weiher soll der Glögglifrösch in der Nähe einen zweiten Lebensraum erhalten.
Im Oberaargau sind die glockenhellen Rufe des Männchens, die der Amphibie ihren Übernamen gaben, noch häufiger zu hören als anderswo.
Geburtshelferkröten haben wegen ihrer Lebensweise ganz spezielle Anforderungen an ihre Umwelt. Sie legen ihre Eier nicht einfach in ein Gewässer wie andere Amphibien. Vielmehr wickelt das Männchen die Eierschnüre des Weibchens um seine Hinterbeine und trägt sie mit sich herum, bis sich darin die Kaulquappen entwickelt haben.
Für diese Zeit sucht es Schutz in Steinhaufen, Löchern oder losem Erdreich. Diese sollten möglichst gut besonnt sein, damit die Wärme für das Reifen der Eier stimmt.
Häufig bei Bauernhöfen
Erst wenn die Kaulquappen schlüpfen, sucht das Männchen ein Laichgewässer auf. Bauernhöfe mit Feuerweihern sind deshalb ein häufiger Lebensraum der Geburtshelferkröte geworden. Allerdings werden diese Löschwasserreserven zunehmend durch einen Anschluss ans Hydrantennetz oder unterirdische Wassersilos ersetzt. Auch wenn sie zu Fischteichen umgenutzt werden, fallen sie als Laichgewässer für die Geburtshelferkröte ausser Betracht, denn die Fische fressen die Kaulquappen.
Deshalb haben Pro Natura Bern und die Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz ein Aufwertungs- und Vernetzungsprojekt gestartet: Zwischen 2014 und 2018 sollen im Oberaargau rund 15 neue Weiher gebaut werden. Der in Kleindietwil ist einer davon. Wie dort sollen bestehende Standorte durch Nachbarpopulationen gestützt werden.
Bauernhöfe mit Feuerweihern sind ein häufiger Lebensraum der Geburtshelferkröte geworden.
Konkret soll im Stützli ein rund zehn Meter langer und bis zu zwei Meter breiter Weiher angelegt werden. Ob dessen Boden mit einer Folie abgedichtet werden muss, wird noch untersucht. Rund um den Weiher soll die bestehende Hecke stark ausgelichtet werden. Damit verlandet der Weiher einerseits weniger stark durch Laub, andererseits entstehen besonnte Landlebensräume für den Glögglifrösch. Zu diesem Zweck ist zudem mindestens ein neuer Steinhaufen eingeplant.
Gesamtfinanzierung
Finanziert wird der Weiher in Kleindietwil aus den Mitteln des Gesamtprojektes. Dort stehen für das Emmental und den Oberaargau zusammen zwischen 300'000 und 400'000 Franken zur Verfügung.
Bereits realisiert wurden bisher zwei Weihersanierungen in den Gemeinden Seeberg und Ochlenberg sowie ein neuer Weiher in Kohlihaus, Ochlenberg, durch die Arge Önztal. Diese hat zudem weitere Aufwertungsmassnahmen aufgegleist. Sie hatte bereits ab 2001 das Förderprojekt Önztaler Glögglifrösch durchgeführt.
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