Die vier Streitpunkte der Griechenlandkrise
Athen und die Geldgeber feilschen um eine Einigung. Eine Übersicht der umstrittensten Punkte.

Fünf Monate haben Griechenland und seine Gläubiger über ein Reformprogramm für das von der Pleite bedrohte Land verhandelt. In vielen Fragen haben sich beide Seiten angenähert, aber noch bleiben einige Knackpunkte, die eine Einigung scheitern lassen können. Ein Überblick:
Haushaltsziele
Hauptstreitpunkt waren lange die Haushaltsziele, von denen abhängt, wie stark die linksgeführte Regierung in Athen sparen muss. Die Geldgeber wollen für dieses Jahr ein Haushaltsplus vor Zinszahlungen und Schuldentilgung von einem Prozent, für 2016 und 2017 verlangen EU und Internationaler Währungsfonds (IWF) einen Primärüberschuss von zwei beziehungsweise drei Prozent.
Das ist deutlich weniger als ursprünglich vereinbart, würde Athen gleichwohl zusätzliche Einsparungen von mindestens 3 Milliarden Euro abverlangen. Die Regierung beharrte lange auf 0,6 Prozent für dieses Jahr, dann 0,75 Prozent und willigte nach EU-Kommissionsangaben schliesslich in das Ein-Prozent-Ziel ein. Wie genau sie das Ziel erreichen will, ist allerdings unklar.
Mehrwertsteuer
Die griechische Regierung hat zur Erhöhung ihrer Einnahmen grundsätzlich einer Reform der Mehrwertsteuer zugestimmt, gestritten wird allerdings über Bereiche und Sätze. Die Gläubiger wollen zwei Sätze: einen pauschalen von 23 Prozent und eine niedrigere Besteuerung von 11 Prozent auf Lebensmittel, Arzneien und die für die Tourismusindustrie wichtigen Hotels.
Athen will dagegen soziale Härten abmildern und schlägt drei Sätze vor: 6 Prozent auf Arzneimittel, Bücher und Theaterbesuche, 11 Prozent auf Lebensmittel, Energie, Wasser, Restaurants, Hotels und Zeitungen sowie einen Satz von 23 Prozent für den Rest.
Renten und Arbeitsmarkt
Griechenlands Rentensystem erzeugt riesige Defizite. Die Gläubiger verlangen Reformen, die in diesem Jahr Einsparungen von bis zu 900 Millionen Euro und ab 2016 dann 1,8 Milliarden Euro bringen würden. Dazu muss die griechische Regierung aus Sicht der Geldgeber die Möglichkeiten der Frühverrentung stark einschränken und eine Reihe von Sondervergütungen streichen.
Die Regierung will das Ziel, das Defizit der Rentenkassen auf null zu senken, dagegen auf das Jahr 2017 verschieben und schliesst Rentenkürzungen für die am stärksten Bedürftigen aus.
Die Geldgeber wollen darüber hinaus eine weitere Lockerung des Kündigungsschutzes insbesondere im öffentlichen Sektor. Die Regierung will hingegen von der Vorgängerregierung abgeschaffte Dachtarifverträge wieder einführen.
Schuldenlast
Mit 180 Prozent des Bruttoinlandproduktes liegt die Schuldenlast Griechenlands fast doppelt so hoch wie die jährliche Wirtschaftsleistung. Die Athener Regierung verlangt von den Euro-Partnern Zugeständnisse, um die Belastung zu verringern - und wird in diesem Punkt vom Internationalen Währungsfonds (IWF) unterstützt. Die Regierungen der Euro-Länder haben diese Forderung bislang kategorisch abgelehnt.
SDA/dia
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