Die Türen gehen auf
«There are no Foreigners in Art.» Das ist das Motto der Facebook-Gruppe des Artellewa, einer Galerie, die nebst Ausstellungen im Erdgeschoss auch Events auf der Dachterrasse organisiert. Ich besuchte dort die Performance eines in der Schweiz tätigen Künstlers. Zum ersten Mal, seit ich in Kairo bin, hatte ich das Gefühl, es spiele keine Rolle, wer ich bin, woher ich komme und was ich will. Im Cairo Jazz Club entdeckte ich eine Parallelwelt zum ägyptischen Alltag: Anstelle von Schleiern und Tee, Miniröcke und Alkohol in rauen Mengen. Ahmed spielte dort mit seiner Band. Die Jazz-Szene in Kairo ist klein. Und Saxofonisten gibt es hier so wenige, dass ich – nachdem ich an der an das Konzert anschliessenden Jamsession mein Können unter Beweis gestellt hatte – bereits Anfragen für Konzerte habe. Zudem interessieren sich viele für Saxofonunterricht. Ahmed fragte, ob ich auch am Unterrichten interessiert wäre. War ich, und seither klingelt das Telefon öfters. Als wäre das noch nicht genug, leite ich – zusammen mit einer Lehrerin aus Deutschland – zudem einen Konversationskurs für Deutsch-Studenten. Das Studium der deutschen Sprache ist hier völlig auf Theorie ausgerichtet, und so sind die Studenten froh, wenn sie zum Reden kommen. Wir haben bereits Interviews durchgeführt, um die Teilnehmer in verschiedene Niveaus einzustufen. Mit diesen kleinen Jobs bekomme ich einen spannenden Einblick in das tägliche Leben in Kairo. Es gilt nun, ein gutes Gleichgewicht zu finden, damit meine eigene künstlerische Arbeit nicht zu kurz kommt. Ich bin nicht alleine hier, sondern zusammen mit einer Künstlerin aus La-Chaux-de-Fonds und zwei Performancekünstlern aus Zürich und Biel. Madeleine ist meistens in der Stadt, während wir Männer die Insel bevorzugen. Der Austausch mit den anderen ist mir sehr wichtig, um zu sehen, wie sie die Stadt und das Leben hier empfinden. Auch der künstlerische Austausch ist sehr spannend. Ich zeige ihnen meine Musik und bekomme so ein gutes Feedback. Und ich erlebe, wie sie an ihren Projekten arbeiten. Peter und Jörg, die Performancekünstler, wollen einen Film drehen. Bis jetzt war mir noch nicht ganz klar, wie das funktionieren soll. Als sie dann mit Plastikrohren daherkamen und anfingen, diese zu verbiegen, zu zersägen und zusammenzusetzen, wuchs meine Neugier. Fortsetzung folgt Zum Schluss nochmals zurück zum Artellewa. Als ich Hamdy, den Organisator der Galerie, fragte, wann der nächste Event sei, fragte er zurück, wann ich denn etwas präsentieren wolle. Kunst kennt keine Grenzen. «Salam» ist arabisch und heisst «Hallo». Christian Schütz lebt und arbeitet derzeit als Vertreter der Stadt Burgdorf im Künstleratelier der schweizerischen Städtekonferenz Kultur.>
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