«Die Techniker herrschen unangefochten über Google»
Larry Page kehrt zurück an die Spitze jenes Unternehmens, das er 1998 als Student gegründet und drei Jahre selbst geleitet hatte. Wenn der 37-Jährige nun wieder den Chefposten bei Google antritt, ist nichts mehr so, wie es damals war.

Aus dem Tüftler-Projekt Google ist ein mächtiger Internetkonzern geworden, dessen Such-Dienstleistungen aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Die Konkurrenz freilich ist gross, neue Produkte und Dienstleistungen müssen her, das Technikgenie Page soll als oberster Boss frische Impulse geben.
Der überraschende Wechsel an der Google-Spitze ist das Ergebnis eines Reifeprozesses. «Inzwischen ist die tägliche Aufsicht eines Erwachsenen nicht mehr notwendig», kommentierte der scheidende Konzernchef Eric Schmidt per Twitter seinen Abgang nach zehn Jahren. Er spielte damit auf die legendäre Gründungsgeschichte von Google an. Larry Page und Sergey Brin hatten sich als Studenten an der Universität Standford die neue Suchmaschine ausgedacht und 1998 ein Unternehmen gegründet. Page leitete die Firma bis 2001 - als sie ihm zu gross wurde. Er fühlte sich in der Rolle des Technikers wohler denn als Boss. Also heuerten Page und Brin den Manager Schmidt als Konzernchef an.
Das Kind hat sich prächtig entwickelt
Nun übernimmt Googles geistiger Vater Larry Page wieder das volle Sorgerecht über sein Kind. Das Kleine hat sich prächtig entwickelt: Vor zehn Jahren hatte Google 200 Mitarbeiter, nun sind es weltweit 25.000. Der Jahresumsatz liegt bei 30 Milliarden Dollar (22,3 Milliarden Euro), allein im vierten Quartal 2010 fiel ein Gewinn von mehr als 2,5 Milliarden Dollar an.
Pages Rückkehr an die Spitze hat die Branche überrascht. Zwar hat sich der Sohn eines Informatikprofessors, der seit dem sechsten Lebenjahr am Rechner sitzt und in jungen Jahren einen Computerdrucker aus Legosteinen bastelte, in den vergangenen Jahren im Triumvirat mit Schmidt und Brin viel Management-Knowhow angeeignet. Den Ehrgeiz zur Leitung des Gesamtkonzerns hat er aber nicht wirklich erkennen lassen. Page war immer der Mann im Hintergrund.
Schmidt steht Page zur Seite
«Er war in den vergangenen zehn Jahren keine wirklich öffentliche Figur», urteilt der Analyst John Battelle vom US-Technologieblog Battellemedia.com. «Es wird interessant zu beobachten sein, ob sich das ändert oder ob Page unter den unnachgiebigen öffentlichen Anforderungen als Chef eines von intensiver Aufmerksamkeit begleiteten Konzerns leidet.» Schmidt wird Page weiterhin zur Seite stehen, als neuer Chef des Verwaltungsrats soll er vor allem für Kontakte nach aussen zuständig sein.
Google wirft stetige Gewinne ab, darf angesichts der rasanten Entwicklung der Branche aber nicht auf der Stelle treten. Pages Wechsel an die Spitze solle auch dazu dienen, Entscheidungsprozesse im Vergleich zur bisherigen Triumvirats-Struktur zu beschleunigen, schrieb Schmidt im Firmenblog.
Harter Kampf gegen das iPhone
Letztes Jahr überholte die Netzwerkseite Facebook den bisherigen Spitzenreiter Google als meistgenutzte Seite im Internet. Das macht Facebook für Werbung interessant - und lässt es zum Konkurrenten von Google werden, das einen beträchtlichen Teil seiner Einnahmen durch von Firmen bezahlte Suchergebnisse erzielt. Im Mobiltelefonmarkt muss Google mit seiner Android-Software gegen Apple und dessen populäres iPhone bestehen.
Analysten werten Pages Aufstieg als Anzeichen dafür, dass künftig die Tüftler und Bastler bei Google noch mehr Gewicht haben und viele neue Ideen entwickeln sollen. «Der Schwerpunkt von Page lag immer auf den Produkten», sagt der Analyst Owen Thomas von Venturebeat. «Mit seinem Aufstieg werden die Techniker unangefochten über Google herrschen.»
AFP/rek
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