Schriftstellerin Mariana EnriquezDie spannendste Stimme Lateinamerikas
In «Unser Teil der Nacht» arbeitet die argentinische Autorin die Gräuel der Diktatur auf – im Modus des Horror-Romans. Ein grosser Wurf.

Ist literarischer Horror ein geeignetes Mittel, um realen Horror, nämlich die Gräueltaten einer Militärdiktatur, künstlerisch darzustellen? Genau das unternimmt die argentinische Schriftstellerin Mariana Enriquez in ihrem Roman «Unser Teil der Nacht». Auf 800 Seiten kombiniert sie die Untaten eines fiktiven «Ordens», der durch blutige Rituale nach der Formel für das ewige Leben strebt, mit den realen Opfern des «schmutzigen Krieges», den die Gewaltherrscher Argentiniens zwischen 1976 und 1983 gegen das eigene Volk führten. Es ist eine doppelte Herausforderung: für die Anhänger des Horror-Genres wie die Leser anspruchsvoller Literatur im engeren Sinne.