Die Sorgen der Prominenten-Mütter
Halle Berry und Jennifer Garner kämpfen für die Einführung eines Anti-Paparazzi-Gesetzes für ihre Kinder. Das ist scheinheilig.
Letzte Woche traten Halle Berry und ihre Kollegin Jennifer Garner an einer Anhörung vor dem Senat in Kaliforniens Hauptstadt Sacramento auf, wo sie für die Einführung eines Gesetzes warben, das Paparazzi verbieten soll, ihre Kinder abzulichten. «Wir treten als Mütter auf und wollen nur unsere Kinder beschützen», sagte die hochschwangere Berry, und natürlich wirkte ihr Appell dadurch gleich noch dramatischer. Überhaupt sassen da zwei Schauspielerinnen, die es verstanden, sich und ihrem Anliegen Gehör zu verschaffen.
Die Geschichten, die sie zu erzählen hatten, waren ja in der Tat eindrücklich: Täglich einen Pulk von 15 Fotografen mitsamt ihren SUVs vor dem Haus stehen zu haben, die einen auf Schritt und Tritt verfolgen, bei der Fahrt zum Kinderarzt, zum Ballett, zum Einkaufen, ist zweifellos unangenehm. Und für Kinder sei es der Albtraum schlechthin: «Mein 17 Monate altes Kind hat Angst und weint. Meine Vierjährige fragt: Wieso lachen diese Männer nie? Wieso gehen sie nie weg? Wieso sind sie immer mit uns?» schilderte Garner ihren Alltag und auch, dass sich ein inzwischen verhafteter Stalker, der gedroht hatte, ihr ungeborenes Baby zu töten, vor ihrem Haus im Haufen der Fotografen versteckte.
Das ist nicht nur unangenehm, das ist auch bedrohlich. Und obschon ihre Bilder millionenfach angeklickt werden, sind sie wohl niemandem sympathisch, die Paparazzi, die bewaffnet mit monströsen Teleobjektiven Jagd auf berühmte Menschen machen; wer diesen Job ausübt, muss rücksichtslos sein, und der Konkurrenzkampf seit dem Aufkommen des Internets führt nicht dazu, dass mit dem Objekt der Begierde zarter umgegangen wird.
Kein Geschäft der Welt funktioniert einseitig
Dennoch wirkt es verlogen, wenn zwei Frauen, die zu Hollywoods bestbezahlten Schauspielerinnen zählen, sich nun über die Mechanismen des Showbiz beklagen. Wer da mitmischt, kennt die Regeln. Garner betonte denn auch, sie sei sich derer bewusst, aber ihre unschuldigen Kinder hätten nicht darum gebeten, prominent zu sein, weshalb man sie schützen müsse. Das ist zwar einleuchtend, aber trotzdem reichlich naiv.
Das Geschäft mit den Medien ist ein Teil, sogar ein wichtiger Teil des Schauspiel-berufs, und so nutzen auch Berry und Garner die Medien gern für ihre Zwecke, zum Beispiel dann, wenn es um die Promotion eines neuen Films geht oder hin und wieder auch nur, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Aber kein Geschäft der Welt funktioniert einseitig. Was heisst: Man kann nicht damit rechnen, die Medien nur dann für seine Zwecke einspannen zu können, wenn es einem gerade passt. Und so berichten die dann eben nicht nur über rauschende Filmpremieren, sondern auch über Scheidungen, Alkoholprobleme, und, eben: Kinder.
Und gerade Kinder, vor allem Kleinkinder, sind ein beliebtes Mittel, um Geld zu scheffeln, da kennen Prominenteneltern bisweilen keine Berührungsängste: Angelina Jolie und Brad Pitt, Jessica Simpson, Nicole Richie, Britney Spears, Jennifer Lopez, Céline Dion, Miranda Kerr, John Travolta, sie alle posierten mit ihren Babys auf den Titelblättern der Klatschmagazine und liessen sich dafür fürstlich bezahlen. Noch weiter gingen die Beckhams, deren zehnjähriger Sohn Romeo letzte Saison als Model für Burberry Werbung machte (und damit, wie das Unternehmen unlängst bekannt gab, zu einer Umsatzsteigerung von 13 Prozent führte).
Berry liess sich schwanger für «InStyle» fotografieren
Auch Berry wie Garner nutzen ihre Bekanntheit und lassen sie sich vergolden; Halle Berry ist das Gesicht für Revlon, Jennifer Garner aktuell dasjenige von Max Mara; beide hätten diese gut bezahlten Aufträge nicht bekommen, wenn sie nicht den Beruf hätten, den sie haben. Und wenn Halle Berry 2008 nichts dabei fand, sich schwanger für das Titelbild des Klatschmagazins «InStyle» ablichten zu lassen, dann ist es doch etwas merkwürdig, wenn sie jetzt der Meinung ist, Kinder gehörten nicht vor die Linse von Fotografen.
Von Lady Di weiss man, dass sie zwar einerseits darunter litt, die meistfotografierte Frau der Welt zu sein. Gleichzeitig brauchte sie die Medien wie die Luft zum Atmen. Dass es so viele Bilder von ihr gab, hing auch damit zusammen, dass sie die Fotografen gezielt darüber informierte, wann und wo sie anzutreffen sei. Nicht wenige Prominente pflegen diesen Umgang mit Medien auch heute – und beschweren sich gleichzeitig über Berichterstattung, die ihnen nicht genehm ist. Und dann gibt es ja doch auch noch jene, von denen man kaum je etwas sieht oder hört, die also das Kunststück fertigbringen, den Paparazzi zu entwischen, obschon sie nicht minder glamourös oder erfolgreich sind: Sofia Coppola? Kaum je gesehen. Meryl Streep? Auch nicht. Julia Roberts? Dito.
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