
Wer kennt es nicht? In den Ferien ist alles leichter.
Der Wein: so gut. Das Licht: so hell. Die Leute: so freundlich. Besonders, wenn man ins Ausland reist, und besonders jetzt, nach anderthalb Jahren Pandemie.
Thomas Aeschi war gerade in den Ferien. Er fuhr durch 13 Länder des Balkans und Osteuropas. Der SVP-Fraktionschef entging damit nicht nur dem verregneten Schweizer Sommer, sondern auch den hiesigen Corona-Massnahmen. In der «SonntagsZeitung» forderte Aeschi nun ein Ende aller Beschränkungen – und verwies dabei auf seine Urlaubseindrücke.
Masken habe er auf seiner Reise kaum gesehen, das Covid-Zertifikat nur einmal zeigen müssen. «In all diesen Ländern», dozierte Aeschi, «ist man praktisch zur Normalität zurückgekehrt.»
Einmal Ferien, schon Experte
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Aeschi seine Expertise in den Ferien holt. Im Sommer 2018 reiste der Nationalrat durch Tunesien und besuchte Lager für Migranten. Anschliessend erklärte er: «Das Schweizer Steuergeld kann in Tunesien viel effizienter eingesetzt werden.»
Zwei Jahre zuvor war Aeschi bereits nach Eritrea geflogen. «Eritrea ist nicht die Hölle», meldete er via «Blick». Am Horn von Afrika war Aeschi nicht allein: Auch die Aargauer Regierungsrätin Susanne Hochuli sowie die Nationalräte Christian Wasserfallen und Claude Béglé liessen sich in geführten Touren zu Instant-Landeskennern ausbilden.
Dumm nur, wenn sich das Feriengefühl von Schweizer Politikern nicht mit der Realität decken will.
Béglé reiste 2019 sogar nach Nordkorea. Dort lobte der CVP-Politiker in Tweets die Arbeitsbedingungen in der Diktatur – und den Gratisreis für die Bevölkerung.
Dumm nur, wenn sich das Feriengefühl der Schweizer Politiker nicht mit der Realität decken will. Im Fall von Aeschis jüngster Reise recherchierte der «Blick» nach: In allen 13 Ländern, die der Nationalrat besuchte, gilt nach wie vor eine Maskenpflicht in Innenräumen, in Albanien herrscht sogar eine Ausgangssperre.
In den Ferien zum Experten werden: vielleicht doch nicht ganz so leicht.
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Glosse über Thomas Aeschis Ferien-Touren – Die Sommerhits des Instant-Experten
Es könnte uns egal sein, wo der SVP-Fraktionschef seine Ferien verbringt – ob früher in Eritrea oder jetzt im Balkan. Wenn er uns nur mit seinen Eindrücken verschonen würde.