
Mark gegen Dukan. Muggli gegen Jovanovi?. Die gleiche Qualifikation, die gleichen Zeugnisse. Beide Schweizer. Aber wer kriegt den Job?
Immer wieder beschäftigen sich Studien mit Vorurteilen und Diskriminierung. Meist sind die Resultate wenig überraschend – und trotzdem ernüchternd. Als Forscher 300 inhaltlich gleiche Bewerbungen von zwei fiktiven KV-Absolventen verschickten, zeigte sich: Die Schweiz hat ein ernsthaftes Diskriminierungsproblem. Die Absender hiessen Mark Muggli und Dukan Jovanovi? Neun Firmen waren bereit, Mark zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen, nur zwei wollten Dukan sehen.
Die Chefs trauen Bewerbern mit ausländischen Wurzeln weniger zu. Auch das beweist eine Studie. Sie halten sie für unzuverlässig, aufsässig. Und sie vermuten auch, dass Mitarbeiter mit ausländischen Wurzeln bei den Kunden schlechter ankommen.
Der Versicherungskonzern Swiss Life glaubt, eine Lösung für das i?-Problem gefunden zu haben. Er lässt die Angestellten mit den fremd klingenden Namen einfach verschwinden. Macht aus Zlatan Franz, aus Slavica Vreni.
«Neun Firmen waren bereit, Mark zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen, nur zwei wollten Dukan sehen.»
Wenn man der Firma wohl will, ist die Einschweizerung bloss ein bizarrer Versuch, die Angestellten vor misstrauischen Klienten zu schützen, die Mühe haben, schwierige Wörter zu buchstabieren. Wenn man ihr nicht so wohl will, diskriminiert sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht dem Bild entsprechen, das das Unternehmen vom Durchschnittsschweizer hat.
Ganz allein steht der Versicherer aber nicht da, mit der Idee, dass eine Namensänderung ein adäquates Mittel zur Lösung von Integrationsproblemen ist. Auch SP-Ständerätin Anita Fetz versuchte sich 2006 als Schweizermacherin. Sie forderte in einem Postulat den Bundesrat dazu auf, zu prüfen, «ob und wie ausländische Namen bei Einbürgerungen auf freiwilliger Basis entweder über den Lautklang einer Amts- oder Landessprache angeglichen oder über den Bedeutungsgehalt des Namens ‹helvetisiert› werden könnten».
«Vorurteile werden nicht abgebaut, wenn Probleme verdrängt werden.»
Vielleicht gut gemeint – aber nicht gut gedacht. Vorurteile werden nicht abgebaut, wenn Probleme schlicht verdrängt werden. Sich Augen und Ohren zuzuhalten und laut Mimimi zu brüllen, hat schon im Kindergarten nichts gebracht.
Dass Kundinnen und Kunden durchaus bereit sind, auch fremdklingende Namen zu akzeptieren, hat Swiss Life selber schon bewiesen. Sie hiess früher Rentenanstalt. Und ging auch nach der Anglisierung nicht pleite.
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Die Schweiz hat ein ernsthaftes Diskriminierungsproblem
Schweizer Chefs trauen Bewerbern mit ausländischen Wurzeln weniger zu.