
Natürlich hätte die sportliche Führung um Sportchef Andrew Ebbett und Sportdirektor Raeto Raffainer den Trainer Johan Lundskog entlassen können. Und natürlich hätte der SCB diesen Schritt problemlos seinen Fans schmackhaft machen können. Nach Rang 11 und dem Verpassen des Pre-Playoffs hätte wohl fast jeder Verständnis gehabt, wenn der Club einen neuen Trainer gesucht hätte.
Natürlich geistert in so einer Situation bei einem Pro-Trainer-Entscheid auch immer die Angst herum, dass die Zuschauer diese Geduld nicht verstehen würden. Und dass sie sich als Konsequenz vom Club abwenden. Wären Raffainer und Ebbett trotz ihrer Überzeugung, an Lundskog festhalten zu wollen, wegen empörten Geschreis nach einem Trainerwechsel eingeknickt, hätte dies für Zustimmung, vielleicht sogar Applaus gesorgt. Die beiden hätten sich aber unglaubwürdig und überflüssig gemacht. Wenn das Publikum in der Arena über das Schicksal des Trainers entscheidet, dann erinnert das an den Zirkus in Rom – einfach ohne hungrigen Löwen.
An Lundskog festzuhalten ist ein mutiger Entscheid von Raffainer und Ebbett. Denn damit machen sie sich erst richtig angreifbar. Der Druck auf den SCB ist nächste Saison gross. Denn natürlich erwarten alle nicht bloss eine bessere zweite Saison mit Lundskog. Sondern, dass der SCB dank den guten Neuzuzügen und dem Umbruch in der Mannschaft zumindest um die Top-6 mitspielt. Ist das selbstverständlich? Mindestens acht Teams (und ihr Umfeld und ihre Fans sowieso) sehen sich in ihrem Selbstverständnis in den Top-6. Man rechne …
Lundskogs Entlassung wäre populistisch und einfach zu verkaufen gewesen. Der Schwede wäre aber bloss ein billiges Opfer für vergangene Sünden im Club gewesen.
Keine Frage: Lundskog muss in seiner zweiten Saison bessere Resultate liefern. Es wird die von drei schlechten Saisons gefrusteten Zuschauer in Bern nicht mehr kümmern, dass er von seinen Vorgesetzten gestützt wird, falls sich die Niederlagen weiterhin häufen.
Auch wenn es nach dieser Saison und Rang 11 im ersten Moment absurd tönen mag: Die Schonfrist für Lundskog in dieser für den SCB durch und durch besonderen Saison 21/22 war berechtigt. Seine Entlassung wäre populistisch und einfach zu verkaufen gewesen. Der Schwede wäre aber bloss ein billiges Opfer für vergangene Sünden im Club gewesen.
Doch wie lange dauert noch diese Schonfrist? Liegt ein schlechter Start in die nächste Saison überhaupt noch drin? Lundskog und sein Staff müssen dafür sorgen, dass eine fast komplett neu zusammengestellte Mannschaft mit neuen Hierarchien schneller funktioniert, als dies normalerweise üblich ist. Das allein ist schon Herausforderung genug.
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Zu Lundskogs Verbleib beim SCB – Die Schonfrist war berechtigt, doch sie nähert sich ihrem Ende
Der SC Bern wird mit Johan Lundskog als Cheftrainer weitermachen. Warum dies ein richtiger, aber mutiger Entscheid von Sportchef Andrew Ebbett und Sportdirektor Raeto Raffainer ist.