Die Schallwellen des Lebens
Die Seeländer Band The MinX brachte den Sound der Agglo auf die Bühne des Bären Buchsi.

Der heimelige Saal des altehrwürdigen Bären Buchsi ist so voll, wie sonst selten. Münchenbuchsee liegt elf Zugminuten von Bern entfernt, aber auch zu den Ortschaften des Seelands ist es nicht weit. Diesmal kommen die Besucherinnen und Besucher nicht aus der Stadt. Auf ihren Bomberjacken und schwarzen T-Shirts prangen Logos von Honda Racing, Metallica, Foo Fighters und Harley Davidson.
Tönt nicht nach einer Präferenz für deutsche Schlager. Doch hinter mir unterhält sich eine Gruppe von Fans über die Vorzüge von Helene Fischer. «Ich käme mit an ein Konzert», grinst ein junger Mann. «Wegen des Optischen. Und zum Mitsingen. Ich verstehe eh nur Deutsch.»
Wie auch immer: Auf der Affiche stehen an diesem Abend The Minx, ein Quintett aus dem Seeland, Deutschschweizer zwar, aber mit englischen Texten. Vor zehn Jahren spielten sie zum ersten Mal im Bären, damals noch als Schülerband. Jetzt präsentieren sie ihr erstes Album «Push It!».
Die angereiste Fangemeinde kennt die meisten Songs in- und auswendig, die Stimmung ist ausgelassen. Auf den Bannerblachen über der Bühne kreuzen sich zwei elektrische Gitarren, und auf dem Paukenfell steht «Hot Rock». Noch Fragen?
Als der Drummer zum ersten Mal auf sein Fusspedal steht, klirren die Scheiben und vibrieren die Magenwände. Eine kurze Rückfrage bringt Klärung: Dies ist erst die Vorband. Sie kommt aus Sumiswald im schönen Emmental und spielt harten Sound irgendwo zwischen Gotthard und Stoner Rock.
The Dominant Seventh sind «nur» fünf, aber sie lassen sich nicht lumpen. Es kracht ordentlich in Buchsi, auch wenn die Rocker sich etwas mehr Publikumszuspruch gewünscht hätten. «Stille herrscht», meint der Sänger mit Blick auf den Applauspegel. Sein Kollege am Bass heitert ihn auf: «No zwöi, drü Bierli, när geits los.» Das zieht. The Dominant Seventh dürfen eine Zugabe spielen. «The Wave of Life» heisst sie.
Schon rollt die nächste Welle an, diesmal mit der Wucht eines Tsunami: The MinX. Das Zusammenspiel und die Arrangements dieser harten Alternative-Rock-Band lassen kaum Wünsche offen. Nicht nur die Bärte, auch die Songs sind kürzer als bei The Dominant Seventh.
Man merkt, dass The MinX schon überall gespielt haben, von der Kufa Lyss bis zu den Rockschuppen von Berlin. Das tönt manchmal urban bis international und fährt in die Beine, schliesslich gibt es auch mal einen treibenden Discobeat. Ein klarer Pluspunkt ist der Sänger Tobias Huwiler mit seiner natürlichen Bühnenpräsenz und einer kompakten, konzentrierten Show. Ganz ohne Bart.
«Life Is a Bitch», wissen die fünf Männer, die alle noch unter 30 sind. Ihr Publikum teilt diese Meinung, jedoch ohne darob in Sorge zu verfallen. An Ohrwürmern und griffigen Slogans fehlt es The Minx nicht. «Stand Up», fordern sie, verweigern sich einem Leben in der Sklaverei («I Don't Wanna Be a Slave, I Just Wanna Be Myself») und rocken «Against the Mainstream».
Nun, da endlich ein Album vorliegt, müsste der Durchbruch doch möglich sein. Hinter mir singt der junge Mann jedenfalls schon den Refrain mit. Auf Englisch.
In der Rubrik «Soundcheck»berichten wir regelmässig über Beobachtungen und Phänomene aus der hiesigen Musikszene.
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