Mini-ZukunftDie Neuen kommen aus China
BMW-Tochter Mini fertigt ihre neuen Elektromodelle zukünftig in China, gemeinsam mit dem Joint-Venture-Partner Great Wall Motors. Erstes Modell wird 2024 der dreitürige Hatchback Mini Cooper SE.
So manche Automarke würde vermutlich schnell im Krisenmodus fahren, wäre der Zyklus an Modellneuheiten zu lange unterbrochen. Man läuft Gefahr, dass Kunden die Loyalität aufkündigen und sich von der Marke abwenden. Als ein klassisches Beispiel gilt Alfa Romeo. Hier vergingen wertvolle Jahre, bis endlich die Giulia auf den Markt kam und neuen Schwung brachte.
Auch Mini verweilt in einer Art Schaffenspause. In den vergangenen fünf Jahren ging kein komplett neues Modell in den Handel, sieht man einmal vom elektrischen Derivat des normalen Mini (2020) und dem Cabrio (2022) ab. Das Portfolio besteht derzeit aus drei- und fünftürigem Hatch (seit 2014), Cabrio (seit 2016), Clubman (seit 2015) und Countryman (seit 2017). Doch Sorgen braucht man sich um britische BMW-Tochter nicht zu machen, ihre auf Lifestyle getrimmten Premium-Flitzer stossen weltweit auf ungebrochen starkes Interesse. Fast 300’000 Einheiten waren es im vorigen Jahr, davon entfielen 3813 Fahrzeuge auf die Schweiz – das sind allerdings über 15 Prozent weniger als 2021. Unter den beiden elektrifizierten Mini-Baureihen Dreitürer und Countryman ist der Cooper SE das mit Abstand meistgefragte Modell.
Im April zeigt Mini neuen Dreitürer
Von einem ähnlichen Absatzszenario geht man bei Mini auch in diesem Jahr aus. Denn erst für 2024 stehen die Nachfolger für Hatch (drei- und fünftürig) und Countryman auf dem Plan. Der Kombi Clubman wird nicht weitergebaut und läuft aus. Im April dieses Jahres will Mini erstmals das Tuch von der Serienversion des Dreitürers ziehen, intern F66 genannt. Ihn wird es weiterhin sowohl mit Verbrennungsmotor als auch rein elektrisch geben. Nur mit dem Unterschied, dass die EV-Version nicht mehr auf der gleichen Plattform (F5X NG) basiert, sondern auf einer neuen Plattform, die in einem Joint Venture mit dem chinesischen Autokonzern Great Wall Motors (GWM) dezidiert für den Stromantrieb entwickelt wurde. Auch die Produktion erfolgt bei GWM in China. Gerüchte, der Mini würde sich die J01 genannte Architektur komplett mit dem kürzlich im «Tages-Anzeiger» vorgestellten Ora Funky Cat teilen, sind falsch. Mini will sich das einzigartige Gokart-Fahrverhalten bewahren, heisst es aus der Zentrale. Weder Fahrwerk noch Batterie und Motor nutzen die beiden Modelle gemeinsam.
Optisch wird sich der dreitürige Mini Hatch stark am Vorgänger orientieren, das Retrodesign erweist sich als absolut zeitlos. Die Gesamtlänge schrumpft um wenige Zentimeter, Radstand und Spurweite nehmen dagegen leicht zu, was die Proportionen begünstigt. EV- und Verbrenner-Version werden sich wie heute schon nur durch kosmetische Details unterscheiden. Einen Elektromotor wird die fünftürige Mini-Variante nicht erhalten. Hier bleibt es beim Mildhybrid-Benziner.
Der Countryman wächst weiter
Auch ein zweites Modell – Mini will es im Herbst auf der IAA Mobility in München präsentieren – entwickelt sich im Design nur evolutionär weiter: der Countryman. Der Kompakt-SUV wächst jedoch in seiner dritten Generation von 4,30 auf 4,42 Meter, basiert auf der Plattform des BMW X1 und wird in Leipzig gebaut. Neu ist, dass es den Countryman nicht mehr als Plug-in-Hybrid geben wird, lediglich als Benziner, Diesel und vollelektrisch. Übernommen wird die 5. Generation des BMW-eDrive-Systems, inklusive der 62,4 kWh grossen Batterie. Im iX1 reicht die Kapazität für knapp 440 Kilometer. Der Countryman dürfte wohl gleich viel schaffen.
Ein Neuzugang in der Modellpalette von Mini ist der Aceman. Das nur 4,05 Meter kurze Crossover – die Studie zeigte Mini im vergangenen Jahr – ist unterhalb des Countryman positioniert und soll zum Teil den Clubman ersetzen, aber auch die fehlende Elektroversion des Mini-Fünftürers. Entwickelt wurde der nur elektrisch erhältliche Aceman ebenfalls zusammen mit Great Wall und steht wie der Mini Hatch auf der J01-Plattform. Somit gleichen sich Antrieb (135 kW/184 PS oder 160 kW/218 PS) sowie Batteriegrössen (40 kWh oder 54 kWh). 400 Kilometer Reichweite sollen maximal möglich sein.
Eine Absage erteilt Mini an alle, die geglaubt hatten, die britische Traditionsmarke würde ihre progressive Studie «Urbanaut» (Premiere war auf der IAA 2021) zur Serienreife bringen. Fehlanzeige. Einen Mini-Van wird es von Mini trotz dem Publikumszuspruch definitiv nicht geben. Zumindest nicht mit den nächsten Modellgenerationen.
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