SCB vor entscheidendem SpielDie Nerven liegen blank – auch bei den Fans?
Playoff oder Saison-Out? Am Samstag muss der SC Bern gewinnen, soll die Meisterschaft noch weitergehen. Ein Nervenkrieg für alle Beteiligten.

Der SC Bern hat das Messer am Hals – schon wieder, muss man sagen. Noch vor einer Woche mussten die Berner gewinnen, um sich überhaupt für die Pre-Playoffs zu qualifizieren. Zwei Spiele später drohen im Fall einer Niederlage erneut die vorzeitigen Sommerferien. Die Saison hat die Phase erreicht, in der es oftmals um alles oder nichts geht, in der die Emotionen so richtig hochkochen.
«Endlich», vermag der eine oder andere Fan zu denken. «Wir streichen doch die 52 Qualifikationsspiele und beginnen gleich mit den Pre-Playoffs», schlägt Mario Sandmeier in einem Onlinekommentar vor. «Dann hätten wir zwar eine ganz, ganz kurze Saison, aber wenigstens eine mit Action, Prügeleien und Spannung.»
Angeheizte Stimmung
Geprügelt, das wurde am Donnerstag. Noch knapp sieben Minuten waren zu spielen in Kloten, als Romain Loeffel und Marc Marchon die Fäuste fliegen liessen. Die Schiedsrichter hatten alle Mühe, die beiden Streithähne zu trennen. Ein Zuschauer schlug mit den Fäusten an die Scheibe über der Bande, sichtlich angeheizt von den Emotionen auf dem Eis. Die Klotener Fans feierten «ihren» Provokateur Marchon. Nicht nur bei den Spielern liegen die Nerven blank.
Für den SCB spricht, dass er die «Belle», das entscheidende Spiel, wieder vor heimischem Publikum bestreiten kann. Die Partie ist so gut wie ausverkauft, 17’000 Zuschauerinnen und Zuschauer verwandeln das grösste Eishockeystadion der Schweiz in einen Hexenkessel. Die Mehrheit der User im SCB-Forum freut sich jedenfalls auf das Spiel: Stellvertretend dafür meint «Mononen17», dass es zwar ärgerlich sei, hätten die Berner den Sack nicht schon zugemacht, aber so ein Alles-oder-nichts-Spiel im Wochenrhythmus habe etwas.
Wenig überraschend drehen sich die Diskussionen in unseren Kommentarspalten genau wie im SCB-Forum grösstenteils um Chris DiDomenico. Der Kanadier steht wie kein anderer für Licht und Schatten der Mutzen: «DiDomenico führt den SCB ins Pre-Playoff», lautete der Titel nach seinem Doppelpack beim Sieg über die ZSC Lions in der letzten Runde der Regular Season. «DiDomenico führt den SCB ins Verderben», heisst es keine Woche später. Während einer unnötigen, aber überharten Fünf-Minuten-Strafe für DiDomenico geriet der SCB mit zwei Toren ins Hintertreffen und verlor am Ende mit 1:4. Matchpuck vergeben.

Leser Hugo Hürlimann bezeichnete «DiDo» als «besten Einzelspieler seit langem, der für den SCB diese Saison auffährt». Doch nach der Partie in Kloten musste auch er einräumen, dass der Kanadier «dem eigenen Team einmal mehr einen Bärendienst erwiesen» hat.
Im SCB-Forum bezeichnet User Talisker DiDomenico als «Schlittschuh fahrende Tischbombe». Und: «Die Idee, dass DiDo als emotionaler Anzündwürfel etwas ‹Leben› in die Bude bringt, tönt(e) zwar auf den ersten Blick gut. Nur hat man vermutlich vergessen, dass er stets in die Luft geht, egal, ob das nun Freund oder Feind schadet.» Er sehnt sich nach einem Typ wie Thomas Rüfenacht: «Der hat provoziert, ausgeteilt, selber eingesteckt, aber sich praktisch nie zu dümmlichen Revanchefouls hinreissen lassen.»
Zuversicht und Galgenhumor
Es gilt also, einen kühlen Kopf zu bewahren. So wie Leser Reto Reusser, der betont, man könne nicht mit dem Finger auf einen einzelnen Spieler zeigen. In Kloten sei die Leistung der ganzen Mannschaft ungenügend gewesen. Als ob er dem beipflichten würde, schreibt User Sbangerter im SCB-Forum: «Es sind genau solche Spiele, die mich madig machen.» Es gehe nur mit 100-prozentigem Einsatz.
Mehrheitlich sind sich die Fans aber einig: Spielen die Berner wie im ersten Duell, liegt der Playoff-Viertelfinal in greifbarer Nähe. Immerhin winkt dort das Derby mit dem EHC Biel, was zusätzlich motivieren sollte. Und falls es dann doch nichts wird, bleibt ein schwacher Trost, wie User TAK findet: «Wenn wir am Samstag verlieren sollten, ist zumindest Gottéron auch weg.»
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