Die Natur steht dem Seeuferweg nicht in der Quere
Der Kanton hat in Uetikon und Wädenswil umfangreiche Untersuchungen für weitere Abschnitte des Uferweges abgeschlossen. Nun ist er daran, eine mögliche Wegführung auszuarbeiten.
Von Seraina Sattler Während auf politischer Ebene weiterhin darum gefeilscht wird, ob und wie ein durchgehender Spazierweg am Ufer des Zürichsees realisiert werden soll, arbeitet die Kantonsverwaltung bereits an drei weiteren möglichen Abschnitten des Weges. Es geht um insgesamt etwa 1500 Meter: rund 500 Meter in Uetikon, 200 Meter auf der Halbinsel Au und etwa 800 Meter in Wädenswil. Diese Abschnitte sind bereits im Strassenbauprogramm der Zürcher Regierung für die Jahre 2012 bis 2014 erwähnt. Attraktiv sind vor allem die beiden Abschnitte am linken Seeufer. Sollten sie tatsächlich realisiert werden, könnten Spaziergänger von Horgen bis Richterswil durchgehend das Ufer entlanggehen. Die Halbinsel Giessen war zwar nicht Gegenstand der Untersuchungen des Kantons, doch dort ist der Zugang zum Seeufer bereits in einem privaten Gestaltungsplan geregelt. Taucher als Forscher Der Kanton hat die beiden Uferabschnitte in Uetikon und Wädenswil umfangreich untersuchen lassen. Aufgrund der Resultate ist er jetzt daran, in einem sogenannten Vorprojekt eine mögliche Wegführung auszuarbeiten. Bevor ein konkretes Bauprojekt vorliegt, wird das Vorprojekt allerdings diverse Vernehmlassungen durchlaufen müssen. Dieser Prozess wird laut Christian Kull, Projektleiter des Zürichseeweges beim kantonalen Tiefbauamt, mindestens ein Jahr dauern. Auf der Halbinsel Au sind ebenfalls Untersuchungen geplant. Derzeit ist aber unklar, wann damit begonnen werden kann. Die Halbinsel Au ist zwar schon heute weitgehend zugänglich für die Öffentlichkeit, doch es ist nicht möglich, sie durchgehend das Wasser entlang zu umrunden. Bei den nun abgeschlossenen Untersuchungen ging es um eine Bestandesaufnahme: Stück für Stück wurden die möglichen neuen Abschnitte des Seeuferweges in Uetikon und Wädenswil geprüft. Taucher haben in jeder Parzelle systematisch Pflanzen und Tiere aufgenommen, die in Ufernähe leben. Die Untersuchungen koordiniert hat Matthias Sturzenegger von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil. «Aus ökologischer Sicht sind die untersuchten Ufer in Wädenswil und Uetikon nicht spektakulär», bilanziert er. Im Wasser wurden allerdings an beiden Ufern fünf vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten gefunden. Sondierungen im Untergrund Neben den Ökologen wurden Geologen beauftragt, die beiden möglichen Uferabschnitte in Uetikon und Wädenswil unter die Lupe zu nehmen. Sie haben den Seeuntergrund mithilfe von Sondierbohrungen geprüft. Die von verschiedenen Fachleuten gewonnenen Erkenntnisse werden nun zusammengetragen. Nach dem Vorbild des Abschnittes zwischen der Halbinsel Giessen in Wädenswil und der Mülenen in Richterswil, der zurzeit im Bau ist, wird ein detaillierter Plan erstellt. Bei Parzelle für Parzelle wird überlegt, was wo Vorrang hat: Wo sollen sich die Menschen erholen können, wo soll sich die Natur möglichst ungestört entfalten können? Mit der Beantwortung technischer Fragen ist es aber nicht getan. Die Realisierung eines Uferweges hängt wesentlich von den Eigentümern jener Grundstücke ab, über die der Weg geführt werden soll. Das Land in Wädenswil gehört vorwiegend den SBB und der Stadt, auf der Halbinsel Au einem Privaten und in Uetikon der Firma Chemie Uetikon. Letztere betont bei jeder Gelegenheit, dass sie einen Weg über ihr Areal, auf dem sie unter anderem Lösungsmittel und Dünger produziert, mit allen Mitteln bekämpfen werde. Projektleiter Christian Kull erklärt, der Kanton suche mit allen Eigentümern eine gütliche Einigung. Einen Steg dürfte der Kanton allerdings gegen den Willen der Grundeigentümer bauen: Der Seegrund gehört der Allgemeinheit. Ein weiterer Stolperstein sind die Finanzen. Der Kanton hat laut Kull noch nicht ausgerechnet, wie viel die Realisierung der untersuchten Wegabschnitte in Wädenswil und Uetikon kosten würde. Für die 800 Meter vom Seeplatz in Wädenswil bis zur Halbinsel Giessen war vor ein paar Jahren von 2,6 Millionen Franken die Rede. Ab 3 Millionen Franken muss ein Projekt vom Kantonsrat abgesegnet werden. Ein Spazierweg am Zürichseeufer muss grundsätzlich vom Kanton berappt werden. In Uetikon und Wädenswil wurde die Uferökologie systematisch untersucht. Foto: PD
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