«Die Musik ist für mich eine Art Selbsttherapie»
Der Münchner Wort- und Gitarrenspieler Willy Astor tritt heute Mittwoch im Bierhübeli auf. Mit seinem Programm «Tonjuwelen» will er die Leute zum Lachen bringen. Für den Komiker aus Bayern ist der Humor krisenresistent.

Alle scheinen unter der Krise zu leiden. Haben wenigstens Sie als Komiker Hochkonjunktur?Willy Astor: Tatsächlich ist es momentan wie in der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren, als die Leute ebenfalls ihr letztes Geld ausgaben, um für zwei Stunden ihre Sorgen vergessen zu können. Viel wird auch nur schlechtgeredet. Da hat mir das Plakat mit dem Flaggschiff eines bayerischen Autobauers gefallen, auf dem stand: «Welche Krise?» So viel Ironie angesichts der aktuellen Rezession hätte ich dem gar nicht zugetraut.Müssen Sie sich mehr anstrengen, um das Publikum aufheitern zu können?Nein, das wäre eine reine Behauptung. Meine Antennen sind jedoch ausgefahren, wenn ich mit dem Mikrofon ins Publikum gehe und die Leute frage, was sie so machen und wie es ihnen geht. In Dresden und Leipzig, wo ich gerade aufgetreten bin, war die Lust auszugehen ungebrochen – trotz des Wohlstandsgefälles gegenüber den alten Bundesländern. Falls die Krise trotzdem mal die Comedybranche erreichen sollte, wäre das vielleicht gar nicht so schlimm, denn dann käme es zu längst fälligen Flurbereinigungen.Sind Sie speziell motiviert, die Leute aufzuheitern?Auf der Bühne denke ich nicht daran. Wenn ich auf den Titelseiten der Zeitungen jeden Tag neue Hiobsbotschaften lese, fühle ich mich aber tatsächlich privilegiert, dass ich die Menschen aus dem Alltag reissen und zum Lachen bringen kann. Das klingt abgedroschen, aber ich bin jeden Abend froh, vermutlich etwas richtig gemacht zu haben, wenn ich die Leute schmunzelnd aus dem Saal gehen sehe.Wie sind Sie einst vom Handwerk zur Comedy gekommen?Nach einer Werkzeugmacherlehre und weiteren drei Jahren bei BMW ging ich auf die Maschinenbautechnikerschule. Bei ersten Auftritten als Gitarrist und Wortspieler kam ich daneben jedoch schon so auf den Geschmack, dass ich sie nur noch pro forma abschloss. Mit einem zinslosen Darlehen vom Arbeitsamt machte ich mich 1985 als Gitarrenlehrer und Kleinkünstler selbstständig.Sie sind ein berüchtigter Wortspieler und Reimdrechsler. Profitieren Sie dabei von Ihrer soliden Ausbildung? Absolut. Ich habe erst kürzlich meinen alten Meister wieder getroffen und ihm gedankt, dass er sich wie ein zweiter Vater um mich kümmerte und lehrte, erst zufrieden zu sein, wenn ich auf meine Leistung stolz sein kann. Was bedeutet Ihnen die Musik?Wer mich kennt, weiss, dass sie für mich eine Art Selbsttherapie ist. Da kann ich – anders als in der Comedy, wo ich der Mr. Sunshine bin – mein Seelenleben nach aussen stülpen. Sogar mit Instrumentalstücken kann ich dabei die Leute sehr berühren. Das zeigen mir die Mails, die ich zu «Kilimandscharo» von meiner CD «The Sound Of Islands IV» erhalte.Ihr bisher populärstes Lied ist «Stern des Südens». Wie kamen Sie auf die Idee, eine Hymne für Bayern München zu komponieren?Ich bin auf dem Münchner Hasenbergl aufgewachsen. Da ist man Bayern-Fan. Als mir 1998 eine Melodie einfiel, die sich als Hymne eignete, schrieb ich zusammen mit Stadionsprecher Stephan Lehmann, den ich vom Radiosender Antenne Bayern kannte, einen Text. Als Uli Hoeness das Demotape hörte, sagte er gleich: «Mach'n wir!»Ihre aktuelle Best-of-Doppel-CD «Tonjuwelen» enthält hälftig «Mundstücke» und «Klangperlen». Wie wird der Mix live aussehen?Da die Marke Willy Astor in der Schweiz noch nicht so bekannt ist, werde ich humoristische und musikalische Klassiker von diesem Album sowie Nummern aus meinem aktuellen Programm «Reimgold» mischen.
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