Die Mitte entdeckt die «Schütz»
Zwei Stadträtinnen aus der Mitte bringen sich in die «Schütz»-Planung ein. Mit zahlreichen Fragen versuchen sie, der Verwaltung Beine zu machen. Und sie skizzieren eine Zwischennutzung durch das Kunstmuseum.

Milena Daphinoff (CVP) sitzt seit August 2016 im Stadtparlament, Marianne Schild (GLP) trat ihr Mandat frisch gewählt im vergangenen Januar an. Neben der politischen Ausrichtung zur Mitte eint sie, dass sie sich offensichtlich nicht mit dem olympischen Motto begnügen, wonach dabei sein alles ist.
Als Vertreterin einer Kleinpartei mit bloss zwei Sitzen hat insbesondere Daphinoff schon ein paar Voten in den Ratssaal geschmettert, nach denen das Publikum erst einmal durchatmen musste.
Letzte Woche meldeten sie mit zwei gemeinsamen Vorstössen Ambitionen an, bei der Planung auf der Schützenmatte mitzumischen. Nach der kürzlich publik gewordenen Neuigkeit, dass ein Kompromiss zwischen Stadt und Wirtschaftsverbänden greifbar nah sei und zwei Drittel der Parkplätze bald aufgehoben werden könnten, erachten sie den Zeitpunkt als «günstig, um sich einzubringen», so Schild.
«Wir wollen mit guten Fragen sowohl die kurz- als auch die längerfristige Perspektive der Schützenmatt zum Thema machen», ergänzt Daphinoff. Man könnte auch sagen: den Finger auf dem Dossier haben und den Behörden Beine machen.
Anknüpfen und beruhigen
Die Vorstösse zielen darauf ab, dass die Stadt rasch einen Zeitplan für die weitere Planung festlegt. Weil zur langfristigen Nutzung offenbar bald ein Wettbewerb ausgeschrieben werden soll, verlangen sie Auskunft zu den Vorgaben der Stadt und der Juryzusammensetzung.
Daphinoff und Schild haben aber auch eigene Vorstellungen des Betriebs auf der «Schütz» – insbesondere was die Zwischennutzung angeht. Diese soll «komplementär an bestehenden Nutzungen anknüpfen», so Schild, die dabei an die Reitschule, vor allem aber auch an die Skateanlage und die weitgehend unabhängig von der Reitschule organisierte Grosse Halle denkt.
«Die Grosse Halle hat ein riesiges Potenzial, auch Institutionen wie das Kunstmuseum oder Konzert Theater Bern mit der Schützenmatte zu verbinden.» Gleichzeitig sollten Zwischennutzungen «eine deeskalierende Wirkung auf das Areal haben».
Mit immer neuen, immer ähnlichen Versuchslabors geben sich die beiden indes nicht zufrieden: «Es gäbe visionärere Zwischennutzungen. Vor allem müssten neue Projekte wirklich neues Publikum auf die ‹Schütz› holen, experimentelle Bauten als Kunst im öffentlichen Raum schaffen wollen und ihre eigene Finanzierung mitbringen.»
Selber möchten sie den frischen Wind nutzen, der von den jungen Direktorinnen Valérie Knoll in der Kunsthalle und Nina Zimmer im Kunstmuseum ausgeht.
Ambition und Ausstrahlung
Bei Zimmer, deren Haus bekanntlich akuten Platzmangel hat, sind sie vorstellig geworden. «Eine ambitionierte Zwischennutzung mit Ausstrahlung müsste etwa auf fünf Jahre angelegt sein», sagen sie. «Das ist genau das, was das Kunstmuseum braucht.» Als Vorbild tauge etwa die Berliner Platoon-Kunsthalle, ein spektakulärer temporärer Kunstort.
Zimmer sagt, sie finde jede Idee «anregend, die sich damit beschäftigt, wie das Kunstmuseum mit Projekten zur Gegenwartskunst präsent sein könnte». «Beide Stadträtinnen haben ein gutes Gespür dafür, dass man auf diese Weise einen experimentellen, attraktiven urbanen Ort erfinden könnte», so Zimmer – gleichzeitig sähen sie realistisch, dass ein solches Projekt «bedeutende zusätzliche Mittel bräuchte».
Die Präsidialdirektion teilt mit, sie begrüsse alle Formen von Zwischennutzungen, welche die Attraktivität des Platzes erhöhten. Die Evaluation des letzten Neustadt-Lab sei aber bisher genau so wenig erfolgt wie Gespräche über weitere Zwischennutzungen. Für Daphinoff und Schild ist dies exemplarisch: «Deshalb versuchen wir, das Tempo zu erhöhen – damit wir bald zumindest eine Vision für einen tollen neuen Ort haben.»
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