Abgang beim BAGDie «Miss Corona», die kam und gleich wieder ging
Das Bundesamt für Gesundheit findet einfach keine neue Leitung für die Abteilung Übertragbare Krankheiten. Eine neue Chefin geht nach rund zwei Wochen wieder.

Es scheint wie verhext: Rund zwei Jahre lang war die Leitung der Abteilung für Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) vakant. Offenbar wollte niemand in die Fussstapfen des pensionierten «Mister Corona» Daniel Koch und seines Kurzzeit-Nachfolgers Stefan Kuster treten.
Anfang Januar nun wurde der Posten endlich wieder besetzt – mit Sandra Bloch, einer Ärztin, die in der Pharmabranche Karriere gemacht hat. Sie war medizinische Leiterin bei Bayer, Biogen und AbbVie, davor arbeitete sie jahrelang für Pfizer.
«Das Stellenprofil war eigentlich klar.»
Kommuniziert hat das BAG den Antritt der neuen «Miss Corona» nicht. Nachträglich könnte man sagen: Es hätte sich auch nicht gelohnt. Denn wie diese Redaktion erfahren hat, hat Bloch die Leitung der Abteilung bereits wieder abgegeben. Katrin Holenstein, die Kommunikationschefin des BAG, bestätigt dies. Zu den Gründen könne sie allerdings keine Angaben machen. «Das Stellenprofil war eigentlich klar.»

Während Blochs Vorgänger Koch und Kuster stark im medialen Rampenlicht standen, dürfte die Öffentlichkeitskomponente in diesem Fall kaum eine Rolle gespielt haben. Da der Antritt nicht kommuniziert wurde, gab es auch fast keine Medienberichte zu Blochs Person. Einzig das Westschweizer Radio (RTS) wurde auf die Personalie aufmerksam und widmete ihr im Dezember einen kurzen Radiobeitrag. Darin hiess es, die Pharmanähe der neuen Pandemiebekämpferin sei in Ärztekreisen teilweise «zähneknirschend» registriert worden.
Suche geht weiter
Seit dem Abgang von Stefan Kuster Ende 2020 wurden die Aufgaben des Abteilungsleiters von anderen Personen im BAG wahrgenommen, zuletzt von Vizedirektorin Linda Nartey und von Roy Salveter, dem Leiter der Abteilung Nichtübertragbare Krankheiten. Diese beiden Personen werden die Leitung nun auch ad interim weiterführen, «fast nahtlos», wie Katrin Holenstein sagt. Die Suche nach einer neuen Leitung werde wieder aufgenommen.
Holenstein betont zudem, in einer ersten Phase sei die Stelle absichtlich nicht wieder besetzt worden, um angesichts der Pandemie die internen Strukturen sowie die Aufgabe und das Profil der Stelle zu überprüfen.
Zu den Topprioritäten der Abteilung Übertragbare Krankheiten gehört weiterhin Covid-19, ebenso wie die aktuelle Grippewelle. Dazu kommen die Revision des Epidemiengesetzes, der Kampf gegen Antibiotikaresistenzen oder auch das Verhindern von sexuell übertragbaren Krankheiten.
Fehler gefunden?Jetzt melden.