«Die Menschen sind verzweifelt»
Alle Versuche, den ägyptischen Währungsverfall zu stoppen, sind bisher gescheitert. Lebensmittel sind für die arme Gesellschaftsschicht kaum mehr erschwinglich.

Das ägyptische Pfund befindet sich im freien Fall. Die Auswirkungen sind insbesondere für die armen Leute in dem nordafrikanischen Land zu spüren, die sich kaum noch die notwendigsten Lebensmittel leisten können. Die Lage ist prekär. «Die Menschen sind verzweifelt», sagt Sherif Abouzeid von der Handelsgesellschaft Global Counter and Trade Offset. «Sie wissen kaum noch, wie sie ihre Familien versorgen sollen.»
Das Pfund gab heute weiter nach. Ein Dollar kostete bis zu 6.421 Pfund nach 6.39 Pfund am Vortag. Allein in dieser Woche hat Ägyptens Währung mehr als drei Prozent ihres Wertes zum Dollar eingebüsst. Analysten halten auch Kurse von sieben Pfund je Dollar für möglich.
Um den Abwärtstrend zu stoppen, hatte die Notenbank am Wochenende Kapitalkontrollen und neuartige Dollar-Auktionen eingeführt. Die Zentralbank hofft, damit die stark gestiegene Nachfrage nach Devisen besser kontrollieren zu können.
Knappe Währungsreserven
Dies ist nötig, da die für die Benzin- und Lebensmittelimporte wichtigen Währungsreserven knapp werden. Nach dem Volksaufstand gegen Präsident Hosni Mubarak leidet die Wirtschaft des Landes unter den ausbleibenden Touristen und den fehlenden ausländischen Investoren. Die Notenbank musste seit Beginn des Aufstands mehr als 20 Milliarden Dollar zur Stützung des ägyptischen Pfunds einsetzen.
Auch die politischen Unruhen im Zusammenhang mit dem umstrittenen Verfassungsreferendum im Dezember veranlassten viele Ägypter, das Pfund in Devisen zu tauschen – aus Angst, dass die Regierung die Landeswährung abwertet oder Kapitalkontrollen einführt. Im November lagen die Währungsreserven bei rund 15 Milliarden Dollar. Vor dem Sturz Mubaraks Anfang 2011 betrugen sie rund 36 Milliarden Dollar.
Wichtiges Wahlkampfthema
Die Inflation infolge des Wertverfalls des Pfunds dürfte auch für die in knapp zwei Monaten anstehenden Wahlen zu einem wichtigen Thema werden. Die Partei der Muslimbrüder von Präsident Mohammed Mursi, Freiheit und Gerechtigkeit, hat zuletzt schon versucht, sich vom Sparkurs Mursis zu distanzieren.
Das Staatsoberhaupt versucht, die am Boden liegende Wirtschaft neu zu beleben. Dabei bleiben unpopuläre Massnahmen wie Steuererhöhungen nicht aus, zumal Ägypten sich momentan um einen Kredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Umfang von 4,8 Milliarden Dollar bemüht.
Importpreise teurer
Ägypten muss einen Grossteil seiner Lebensmittel importieren, darunter Grundnahrungsmittel wie Zucker, Tee oder Speiseöl. Ein schwaches Pfund verteuert die Einfuhren. Rund zwei Fünftel der Ägypter müssen mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen und sind auf staatlich subventionierte Lebensmittel angewiesen, um über die Runden zu kommen.
SDA/mrs
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