«Die Mehrheit ist wohl froh, gehört die BaZ nicht mehr Blocher»
Die «Basler Zeitung» unter Christoph Blocher habe die Stadt verändert, sagt der Basler Publizist Philipp Cueni.
Herr Cueni, nun verabschiedet sich Christoph Blocher als Verleger in Basel. Werden die Basler froh sein?
Es gibt einige, die den Blocher-Kurs, eine dezidierte rechte Zeitung begrüsst haben. Das ist aber eine Minderheit. Die grosse Mehrheit des Basler Publikums ist wohl froh, dass die «Basler Zeitung» nicht mehr Christoph Blocher gehört.
Hat die BaZ nicht an Akzeptanz gewonnen in den letzten Jahren?
Es hat sich eine gewisse Gewöhnung und auch Ignoranz eingestellt mit den Jahren – man wusste, wie die BaZ tickt. Es ist ein ähnliches Phänomen, das man auch bei der «Weltwoche» beobachten kann. Irgendwann regen sich die Leute nicht mehr so fest auf, man nimmt die Publikation journalistisch auch nicht mehr so ernst. Dass sie sich über journalistische Grundregeln wie Sachlichkeit und Ausgewogenheit hinwegsetzt, nimmt man gelassener hin. Man sagt auch: «Ab und zu bringen sie ja auch gute Sachen.» Und: «So ist diese Zeitung eben.» Natürlich darf es auch Zeitungen mit klar rechter Optik geben. Aber aus meiner Sicht ist diese Gleichgültigkeit gefährlich.
Warum?
Weil beim Publikum der Glaube an journalistische Seriosität und faires Handwerk verloren geht. Und weil die Medien mit Kampagnenjournalismus und Herunterreissen gleichgesetzt werden.
Sie engagieren sich auch in der Stiftung Presserat. Haben sich da die Beschwerden über die BaZ gehäuft?
Ob sie zugenommen haben, kann ich nicht sagen. Es gibt mehrere pendente Beschwerden beim Presserat. Der Angriff der BaZ auf das Universitätsspital Basel beispielsweise, der Vorwurf, das Spital würde illegal mit Organen handeln. Da beschwert sich das Spital, weil der Vorwurf in keiner Weise belegt sei. Dieser massive und interessante Fall ist pendent.
«Die BaZ hat in den letzten Jahren mit ihren massiven Attacken sicher das Klima in der Stadt mitgeprägt – und auch beschädigt.»
Nun übernimmt also die Tamedia die «Basler Zeitung». Wie werden die Basler darauf reagieren?
Grundsätzlich ist man in Basel skeptisch gegenüber allem, was von ausserhalb kommt. Christoph Blocher trifft das in noch grösserem Ausmass, aber auch ein Zürcher Verlag wird nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen – auch im Wissen, dass er sehr dominant geworden ist. Allerdings auch nicht feindselig oder abweisend. Vielleicht skeptisch und abwartend. Diejenigen Basler, die den «Tages-Anzeiger» nicht lesen, und das sind die meisten, wissen von der Tamedia und ihrem Wirken wenig. Sie wissen, dass es ein sehr grosser Zürcher Verlag ist, mehr nicht.
Kann die BaZ mit neuer Eigentümerschaft in Basel wieder Leser gewinnen?
Das hängt stark davon ab, wie sie sich organisiert: Wird sie ein Ableger des Zürcher «Tages-Anzeigers»? Dann nicht. Es hängt auch davon ab, wie lokal sie wird, auch im Mantelteil, ob es ihr gelingt, mit lokaler Kenntnis aus der Stadt heraus zu agieren. Und ob Tamedia den bisherigen publizistischen Stil der bisherigen BaZ ändert und wer Chefredaktor oder Chefredaktorin wird. Die BaZ müsste sich neu positionieren.
Hat die Blocher-BaZ Basel politisch verändert?
Allein aufgrund der Abstimmungsresultate nicht. Allerdings sind Bern und Zürich in den letzten Jahren stärker nach links gerückt, Basel nicht. Die BaZ hat in den letzten Jahren mit ihren massiven Attacken sicher das Klima mitgeprägt – und auch beschädigt.
Inwiefern?
Es hat sich ein Generalverdacht eingestellt gegen Behörden, Gremien und Institutionen. Und zwar nachhaltig. Es gibt keinen Grundkonsens mehr, dass Medien und Akteure einen anständigen politischen Umgang miteinander pflegen. Aber wegen dem überzogenen BaZ-Stil haben die politischen Akteure auch verlernt, mit normaler Medienkritik umzugehen.
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